Zielvorgabe: Erreicht. 40 Medaillen wollten die deutschen Athleten aus Rio mit nach Hause bringen, und auch wenn es am Ende knapp wurde: Sie haben es geschafft. Gratulation also an die deutsche Mannschaft!
Bevor die Olympischen Spiele von Rio in der Nacht zum Montag aber ausklingen (die Abschlussfeier gibt's für Nachteulen ab 0:50 Uhr im ZDF), wollen wir euch den letzten Olympia-Tag noch mit den besten Sport- und Eigenarten versüßen, die nicht mehr olympisch sind. Los geht's:
So schön golden ging es mal los: Logo und Goldmedaille der Spiele von 1900 in Paris
10. Weittauchen
Bei den Spielen in St. Louis im Jahre 1904 - und auch wirklich nur dort - gab es tatsächlich Medaillen fürs Weittauchen. Gemessen wurde, wer in 60 Sekunden am weitesten tauchen konnte, was damals ein Amerikaner namens William Dickey war. Erwähnt werden sollte allerdings, dass in dieser speziellen Sportart auch nur Amerikaner antraten. Oh say, can you plunge?
9. Turnkeulenschwingen
Turnkeulen werden im Rehabereich selbst heute noch verwendet, aber auch bei Olympia kamen die sogenannten Indian Clubs zweimal zum Einsatz: 1904 wurden sie für das Keulenschwingen genutzt, bei dem die Teilnehmer die Keulen aufrecht stehend möglichst akkrobatisch um ihre Körper schwangen und Punkte für die Vorführung erhielten. Absurderweise nahmen damals genau drei Sportler (allesamt Amerikaner) an dieser Sportart teil, was die Medaillenvergabe leicht lächerlich gestaltete, aber offenbar reichte der Erfolg aus, um bei den Spielen von Los Angeles 1932 eine Neuauflage durchzusetzen. Diesmal waren - mächtiger Fortschritt - schon 4 Sportler beteiligt, nämlich drei Amerikaner und ein Mexikaner. Der Goldmedaillengewinner, ein Amerikaner namens George Roth, nahm damals seine Medaille in Empfang und fuhr danach per Anhalter nach Hause. Ein Auto oder ein Busticket konnte er sich nämlich aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht leisten.
8. Schlagball
Bei den Olympischen Spielen im Jahre 1900 wurden gleich drei Schlagballsportarten zum ersten und einzigen Mal als olympische Disziplinen aufgenommen: Pelota, eine baskische Sportart, die man sich ungefähr so vorstellen kann, als ob die Regeln von Baseball und Squash gemischt würden, das in der anglophilen Welt beliebte, dem Baseball nicht unähnliche Cricket und das an Minigolf erinnernde französische Croquet, bei dem Bälle durch Tore gespielt werden. Alle drei wurden nach 1900 nie wieder bei den Olympischen Spielen ausgespielt. Besser erging es da der amerikanischen Verwandtschaft, dem Baseball: 1904 fand das erste inoffizielle Baseballturnier bei Olympia statt, von 1992 bis 2008 war es dann olympische Disziplin, und 2020 wird es in Tokio wieder zu sehen sein. Die Damensportart Softball hielt sich von 1996 bis 2008 bei Olympia und wird ebenfalls 2020 in Tokio am Start sein.
7. Tauziehen
Das gute, alte Tauziehen war lange Zeit Volkssport und von 1900 bis 1920 bei den Spielen vertreten. Danach wurde es aus dem Wettkampf geworfen, weil das IOC die Teilnehmerzahlen allgemein reduzieren wollte. Spannenderweise hat sich das Tauziehen bei den World Games als Disziplin erhalten und wird dort bis heute ausgetragen. Auch 2017 in Breslau wird das Tauziehen auf dem Programm stehen.
6. Stockfechten
Fechten dürfen die Olympioniken noch immer, das Stockfechten ist dabei aber ziemlich aus der Mode gekommen. Gekämpft wurde beim Singlestick - die Sportart entwickelte sich, ist ja klar, in England - de facto mit einem Spazierstock, welcher zum Fechten im Breitschwert-Stil verwendet wurde. 1904 stand das Singlestick-Fechten zum ersten und einzigen Mal auf dem olympischen Programm, wobei die Sportart schon damals ziemlich out war, da Zweihänder für die militärische Ausbildung nicht mehr benötigt wurden. Ersetzt wurde das Stockfechten deshalb vom Säbelfechten, das militärisch und gesellschaftlich noch bis zum Ersten Weltkrieg eine Rolle spielte.
5. Segelfliegen
Angesichts des olympischen Mottos - höher, schneller, weiter - bietet sich das Segelfliegen als olympische Sportart eigentlich förmlich an, doch der Versuch, das Segelfliegen olympisch zu machen, scheiterte an der Weltgeschichte. Geplant war das olympische Segelfliegen nämlich für die Spiele von Tokio 1940, die aufgrund des Zweiten Weltkriegs - genau wie die Spiele von London 1944 - ausfielen. Seither hat es das Segelfliegen leider nie wieder in die engere Olympia-Auswahl geschafft, was schon deshalb schade ist, weil Rios Zuckerhut sich als Startplatz genial geeignet hätte.
4. Taubenschießen
Solltet ihr jetzt vermuten, dass zumindest auf Tontauben geschossen wurde, liegt ihr leider falsch: Im Rahmen, wenn auch nicht direkt als Teil der Spiele von Paris im Jahre 1900 wurden tatsächlich lebende Tauben ins Visier genommen, von denen ca. 400 die Wettkämpfe nicht überlebten. Der, bzw. die Sieger bekamen allerdings keine Medaille, sondern 20.000 Francs, da dieser spezielle Wettkampf offiziell nicht als olympisch gezählt wurde. Mitmachen konnte jeder, der entweder 20 oder 200 Francs Startgebühr zahlte. Erfreulicherweise hatte das Massaker auch für die Taubenwelt ein Gutes: Als Folge der Veranstaltung wurden 1902 in den USA Tontauben eingeführt, und als bei den Spielen in London 1908 Hirsche als Ziele verwendet wurden, waren es nur noch Zielschieben in Hirsch-Form. Der Fortschritt lässt sich eben glücklicherweise nicht aufhalten.
3. Kunstreiten
Das Kunstreiten wird noch heute als Leistungssport betrieben, findet sich inzwischen aber wohl häufiger im Zirkusumfeld. Inhalt des Sports sind möglichst akrobatische Kunststücke auf dem Rücken eines im Kreis laufenden Pferdes. Bei den Spielen 1920 in Antwerpen schaffte es das auch Voltigieren genannte Kunstreiten unter die olympischen Sportarten, seither hat es 1984 in Los Angeles und 1996 in Atlanta zaghafte Comeback-Versuche gegeben, wobei dort nur Vorführungen, keine Wettkämpfe stattfanden. Bei den Special Olympics steht das Voltigieren übrigens fest auf dem Programm, insofern könntet ihr als Pferde- und Turnfreude vielleicht auf eine Rückkehr zu Olympia hoffen.
2. Wachskugelschießen
Auch diese "Sportart" war nicht direkt Teil der olympischen Wettbewerbe, aber aufgrund ihrer allgemeinen Popularität wurde sie bei den Spielen von London 1908 im Rahmen des Programms durchgeführt. Beim Wachskugelschießen wurden, gewissermaßen als Vorläufer des modernen Paintballs, Wachskugeln in Duellpistolen geladen und dann für Schauduelle verwendet. Die Teilnehmer waren - Sicherheit geht schließlich vor - mit einer Art Polizeihelm geschützt und trugen einen Handschutz. Sieger war erwartungsgemäß, wer "überlebte". Angesichts dieser olympischen Tradition, sollte es doch möglich sein, bis 2030 Paintball bei den olympischen Spielen unterzubringen, oder was meint ihr?
1. Echte Goldmedaillen
Nein, eine Disziplin sind sie nicht, auch wenn enorme Disziplin dazu gehört, eine zu gewinnen, aber erwähnen wollen wir diese spezielle olympische Eigenart dennoch: Seit über 100 Jahren ist die Goldmedaille nur noch dem Namen nach eine. Zuletzt gab es nämlich 1912 Goldmedaillen aus Voll-Gold, wobei diese - das sei zur Ehrenrettung der Spiele seither gesagt - damals nur etwas mehr als 20 Gramm auf die Waage brachten. Moderne Medaillen wiegen hingegen immerhin 400 Gramm, bestehen dafür allerdings zu über 90 Prozent aus Silber, das lediglich von einer dünnen goldenen Außenhülle überzogen ist. Reinbeißen zum Qualitätstest empfiehlt sich insofern selbst für Fotos nicht wirklich, und auch hier wäre eine Rückbesinnung auf ältere Tage vielleicht eine Idee.
Und damit verabschieden wir uns von Rio und wünschen euch prächtige Unterhaltung mit den letzten Wettkämpfen und der Abschlussfeier. Auf TV.de und in unseren Apps seid ihr im ZDF natürlich live dabei.