Der Dunkle Ritter erfindet sich (mal wieder) neu

Der Dunkle Ritter erfindet sich (mal wieder) neu

Beware the Batman

15.07.2013 - 10:47 Uhr

Angesichts der heutigen Vielzahl enorm erfolgreicher Batman-Filme, -Spiele und -Comics ist es fast nicht zu glauben, dass Batman in seiner Geschichte immer wieder kurz vor dem Aus stand und nur dank extremer Anpassungen an den jeweiligen Zeitgeschmack überlebte. Die jüngste dieser Anpassungen feierte gestern in den USA in Form der neuen CG-Trickserie "Beware the Batman" Premiere, die versucht, den dunkleren Batman der jüngeren Vergangenheit in einer kindertauglichen Action-Verpackung zu präsentieren.

Beware the Batman ist bereits Batmans 10. Trickserie

Es wird spannend sein zu beobachten, ob dieses Rezept ankommt, da ähnliche Versuche in letzter Zeit mit Trickserien zu Green Lantern und der Gerechtigkeitsliga nach ein, bzw. zwei Staffeln fehlschlugen. Für Batman spricht allerdings seine immer wieder unter Beweis gestellte Bereitschaft, sich neu zu erfinden, die er erstmals nur wenige Jahre nach seiner Erfindung demonstrierte, als er für die Kino-Abenteuerreihen der 40er Jahre vom gesetzlosen Rächer zum ehrbaren FBI-Agenten mutierte, der sich zunehmend aus der dunklen Depressions-Welt, der er eigentlich entstammte, in eine kinderfreundlichere Richtung entwickelte. Elemente wie die Bathöhle, das Batsignal und Batmans ewige Traumfrau Vicky Vale, die das Franchise bis heute prägen, zeugen noch immer vom anhaltenden Erfolg dieser Neuausrichtung.

Kinoserien wie diese waren in den 40ern an der Tagesordnung und prägten später Filmemacher wie George Lucas und Steven Spielberg

Mit dem Popularitätsverlust des Superheldengenres Anfang der 50er Jahre erfolgte dann ein weiterer Umschwung: Der einzelgängerische Dunkle Ritter ging eine langfristige Allianz mit seinem Kollegen aus Metropolis ein und erreichte in Kombination mit Superman neue finanzielle Erfolge. Selbst der Mann aus Stahl konnte Batman in den prüden 50ern aber nicht vor dem damals tödlichen Vorwurf bewahren, Gothams Nachtschwärmer wäre in Wahrheit schwul und - angesichts seiner Zusammenarbeit mit Robin - ein tendenzieller Kinderschänder. Erneut nahm Batman vor diesem Hintergrund Kurskorrekturen vor und baute Figuren wie Batgirl und Batwoman auf, um sich von derartigen Anschuldigungen zu distanzieren.

Der Fröhliche Ritter?

1964 stand die Original-Comicreihe dann trotzdem kurz vor der Einstellung, und Batmans Tod war nur noch eine Frage der Zeit. Zur Rettung des Helden wurde in dieser Situation eine Modernisierung der Figur ersonnen, die unter Federführung von Carmine Infantino erfolgte und Batman in die Gegenwart holte. Dieser neue Batman feierte wenig später, verkörpert von Adam West, in seiner eigenen Fernsehserie trotz - oder gerade wegen - seiner Albernheit und Selbstironie zunächst Quotenerfolge, bevor das Publikum den zunehmend lächerlich gewordenen, schon lange nicht mehr dunklen Ritter fallen ließ. Batman sollte sich von dieser Pleite in den nächsten 15 Jahren nicht mehr erholen, auch wenn schon in den 70er Jahren Versuche erfolgten, an den alten Ernst der Figur anzuknüpfen.

Der Batman der 60er, wie man ihn kennt und (nur teilweise) liebt

Mitte der 80er erreichten die Batman-Comics dann ein neues Tief: Der Absatz war im Keller, alle Konzepte hatten sich totgelaufen oder waren gescheitert. In dieser hoffnungslosen Lage wurde Hoffnungslosigkeit zu Batmans neuem Markenzeichen: Mit Frank Millers Reihe "The Dark Knight Returns", in der ein altgewordener dunkler Rächer aus dem Ruhestand zurückkehrt, um seiner Stadt ein letztes Mal zu dienen, wurde Gotham zur Horrormetropole und Batman zu einer gebrochenen Figur, die am Ende gar gegen den alten Verbündeten Superman antreten muss, bevor sie schließlich - so scheint es - den Tod findet. Millers Anti-Superheld bleibt bis heute prägend und findet sich sowohl in Tim Burtons Filmen, als auch bei Christopher Nolan und in den Arkham-Spielen wieder. Für die Batman-Comics begann mit Miller eine Rückkehr zu alter Kraft, die der Comicschöpfer zwei Jahre später in "Year One" weiter ausbaute, als er Batman eine neue, dunklere Hintergrundgeschichte verpasste, welche später zu einer der wichtigsten Vorlagen für Nolans Reboot der Filmreihe werden sollte.

Frank Millers The Dark Knight Returns war der Anfang der modernen Batman-Zeitrechnung und wurde 2012 und 2013 als Zweiteiler verfilmt

Der Dunkle Ritter!

Die Millersche Neuausrichtung forderte Batman im Gegenzug allerdings jedes denkbare Opfer ab, nicht zuletzt seinen eigenen Dauerhelfer Robin, der auf Wunsch der Leser vom Joker ermordet wurde. Wenig später ereilte es dann auch Batman selbst: In den Knightfall-Comics der frühen 90er tauchte Batmans erbarmungslosester Gegner Bane auf, dem es hier gelang, Bruce Wayne zeitweise auszuschalten. Auch die 1992 angelaufene und eigentlich eher auf ein jüngeres Publikum ausgerichtete Trickserie setzte auf einen dunklen Batman, der zwar nicht ganz so zerrissen und gebrochen auftrat wie in der Miller-Version, aber dennoch meilenweit vom alten Strahlemann-Image der 60er und 70er entfernt war.

Die Trickserie von 1992 setzte schon im Intro auf Finsternis und Film Noir

Vor diesem Hintergrund wirkt die Entscheidung von Regisseur Joel Schumacher, Batman Mitte der 90er Jahre wieder etwas lebensbejahender zu zeigen, dann durchaus verständlich, auch wenn Batman Forever und Batman & Robin die Anknüpfung an Batmans fröhlichere Tage letztlich wohl doch zu konsequent verfolgten, als sie selbst den gefürchteten Bane zu einer Witzfigur verkommen ließen. Mit Nolans Reboot bewegte sich das Pendel auf der großen Leinwand entsprechend wieder und mit Gesamteinnahmen von über 2 Milliarden USD auch äußerst erfolgreich in eine dunklere Richtung.

Schumachers Batman war ein ehrenwerter Versuch, Batman wieder freundlicher zu machen (und mehr sollte zu diesem Experiment wohl auch nicht gesagt werden)

Zum Ausgleich war der TV-Batman in jüngster Zeit hingegen eher kinderfreundlich unterwegs: Serien wie "Die Liga der Gerechten" und "Batman: The Brave And The Bold" sprachen eindeutig ein jüngeres Publikum an. Parallel dazu setzte DC in den letzten Jahren aber auch auf die Leser der dunklen Comicerfolge und produzierte Direct-to-Video-Adaptionen von "The Dark Knight Returns", "Year One" und "Under the Red Hood" sowie eine Adaption der Superman/Batman-Kombogeschichte "Apocalypse".

Beware the Batman

Quelle: Warner Bros. Entertainment Inc. / DC Comics

Mit "Beware the Batman" sollen nun offenbar alle Erfolgskonzepte der letzten Jahre in einem Rundum-Sorglos-Paket verschmolzen werden: Ein Schuss Dunkelheit in der Tradition Millers, ein Stück Leichtigkeit im Stil der Fernsehserien und eine Prise Nolanscher Realismus, um das frisch zurückgewonnene Kinopublikum anzusprechen. Mutig ist zweifelsohne anders, aber vielleicht ist etwas Mutlosigkeit zum Atemholen ja genau das Richtige, bevor sich Batman ein weiteres Mal in noch ungeahnte Richtungen weiterentwickelt. So oder so scheint im Moment sicher: Der Dunkle Ritter wird Gotham noch lange erhalten bleiben. Und uns hoffentlich auch weiterhin finster oder fröhlich bestens unterhalten.

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