Aprilscherze gibt es in der ein oder anderen Form seit Jahrtausenden: Schon die Römer kannten einen Tag für Schabernack und derbe Scherze, an dem Sklaven zu Herren wurden und die meisten Regeln des Gemeinwesens aufgehoben waren. Anders als wir legten die Römer dabei allerdings keinen Wert auf Frühjahrssonne, sondern begingen ihren Anarcho-Tag schon im Dezember, womit er - durch den Brauch, an jenem Tag nicht nur zu feiern, sondern auch Geschenke zu verteilen - zu einem der Vorläufer von Weihnachten wurde.
Sind Aprilscherze lustig? John Oliver findet, nein.
Weshalb wir heute bei Sonnenschein und einer ersten Portion Eis Freunde und Familienangehörige in den April schicken, ist nicht wirklich geklärt, da sich die meisten Theorien zum 1. April in den diversen Kalenderreformen vom julianischen Kalender bis zu den Reformen Papst Gregors verirren. Mit ziemlicher Sicherheit darf jedoch angenommen werden, dass ursprünglich ein Jahresanfangsbrauch hinter den Scherzen steckte, begann das Jahr doch jahrhundertelang nicht willkürlich mitten im Winter am 1. Januar, sondern zum tatsächlichen Frühjahrsbeginn Ende März. Da an Raketen zur Geisterabwehr nicht zu denken war, mag ein fröhliches "in den April schicken" als Ersatz gedient haben.
Sicher ist hingegen, dass Aprilscherze mit der Entwicklung des Fernsehens einen Quantensprung hinlegten. Besonders die BBC legte jahrelang Scherze hin, die selbst das an sich humorbegabte britische Publikum regelmäßig überforderten. Für die Ewigkeit waren dabei die Spaghetti-Ernte von 1957, die Einführung von Smellovision 1965, die Schlägerei in der Redaktion 1989 und die fliegenden Pinguine 2008. Ebenfalls einen Platz auf der Ruhmesliste verdiente sich das schwedische Fernsehen, das 1962 sofortiges Farbfernsehen versprach, wenn man nur einen Nylonstrumpf über seinen Schwarz-Weiß-Fernseher zöge, sowie das belgische Fernsehen, das den Sprachproblemen zwischen Flamen und Wallonen 1984 mit einem genialen automatischen Übersetzer namens Traductor zuleibe rücken wollte.
Technik-Scherze liefen auch in Deutschland immer wieder gut: 1984 machte die Meldung die Runde, man könne Plattenspieler mit etwas technischem Geschick zu CD-Spielern umbauen, 2007 meldete der Chaos Computer Club, das Steuerprogramm Elster enthalte den damals besonders beliebten Bundestrojaner. Im gleichen Jahr gelang auch der Tagesschau ein Aprilscherz-Volltreffer: Dort vermeldete man, man werde erstmals seit 53 Jahren aus Kostengründen auf die Live-Einspielung der Titelmusik verzichten. Nur der traditionelle Gong werde auch künftig vom Chef vom Dienst betätigt. Ebenfalls erfolgreich war drei Jahre später die Meldung, das Internet werde abgeschaltet, um von IPv4 auf IPv6 zu wechseln und die Ankündigung von Brennpunkt-Sammler-DVDs im vergangenen Jahr.
Für dieses Jahr können wir euch einen Aprilscherz übrigens schon jetzt vorankündigen: Am Freitag wird das Erste das Biopic Grzimek über den legenden deutschen Tierarzt und -filmer Bernhard Grzimek ausstrahlen, und das inklusive eines seiner Aprilscherze. Als Direktor des Frankfurter Zoos hatte Grzimek 1948 Werbung mit einem seltenen weißen Elefanten gemacht. Der war in Wahrheit allerdings nur ein ganz normaler Elefant, den Grzimek mit Kreide bemalt hatte. Den kompletten Aprilscherz, inklusive Elefant und Kreide, seht ihr am Freitag um 20:15 Uhr in der ARD.