Zu Tisch in ... Kirgisistan

Zu Tisch in ... Kirgisistan

Ein Leben in der Natur, in Freiheit, ohne den Komfort der modernen Zivilisation: kein Strom, keine Heizung, kein Fernsehen. Gekocht wird im Freien auf einem einfachen Ofen vor der Jurte. Neben Schafen und Kühen halten die kirgisischen Hirten große Pferdeherden, deren weibliche Tiere im Sommer gemolken werden. Die frische Stutenmilch wird mit Fermenten versetzt und vergoren. Ohne das leicht alkoholische kirgisische Nationalgetränk Kymis wäre der Sommer auf der Hochweide für die Kirgisen undenkbar. Bei der Familie von Bayisch und Nurgul Rayimow sind die Rollen streng verteilt. Er kümmert sich um das Vieh, Nurgul kocht und wäscht, versorgt die Kinder, betreut die Großeltern und muss alle zwei Stunden die Stuten melken. Für sie ist es die anstrengendste Zeit im Jahr. Wenn dann noch Gäste kommen, bleibt alles andere stehen und liegen. Denn Gastfreundschaft ist wichtig. Wenn Besuch kommt, wird ein Schaf geschlachtet und Nurgul kocht das traditionelle Bishbarmak-Gericht (Fünf-Finger-Gericht). Das ist der Höhepunkt bei jedem Besuch. Bishbarmak, zubereitet aus gekochtem Fleisch und hauchdünnem Nudelteig, wird auch heute noch feierlich mit den Fingern gegessen. Die kirgisische Alltagsküche ist einfach und nahrhaft. Viele Nudelgerichte, Suppen und einfache Teigwaren prägen den Speiseplan. Gemüse gibt es im Hochgebirge kaum, so dass wildwachsende Frühlingszwiebeln eine willkommene Abwechslung sind. So traditionell das Leben im Sommer auch zugeht, der Wandel ist längst da: Die Nomaden wohnen die restliche Zeit des Jahres in ihren Häusern, die in den Tälern am Fuße der Hochweiden stehen. Die Kinder gehen regelmäßig zur Schule, die Familie besitzt ein Auto und will ein neues Haus bauen. Nun muss der Wandel nur noch in den Köpfen ankommen, meint Nurgul. Sie hofft, dass ihre Töchter eines Tages studieren und nicht nur ihren Männern dienen müssen.

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