Ziemlich beste Gegner

Ziemlich beste Gegner

1982: Die Französische Niederlage beim Elfmeterschießen im WM-Halbfinale gegen die BRD in Sevilla. Der französische Star Alain Giresse kann sich das Spiel heutzutage nur bis zum 3:1 für die Franzosen ansehen. "Danach muss ich ausschalten, es tut zu weh." Was für die Franzosen ein "lieu de mémoire" ist, ein Ereignis, an das sich fast alle erinnern, spielt in der Wahrnehmung deutscher Fußballfans so gut wie keine Rolle mehr.
Albert Knechtel reduziert vor der Europameisterschaft 2016 das große Ereignis auf den Zweikampf zwischen Deutschland und Frankreich. "Ziemlich beste Gegner" wirft unterhaltsame und aufschlussreiche Blicke zurück in die Historie des Duells zwischen den Fußballgiganten und reflektiert das aktuelle Lebensgefühl der ungleichen Nachbarn. Die unterschiedliche Wahrnehmung des Fußballs spiegelt die verschiedenen Mentalitäten zweier Völker, die sich trotz kriegerischer Vergangenheit zu ziemlich besten Freunden im vereinten Europa zusammengerauft haben.
Die Nationaltrainer Joachim Löw und Didier Deschamps entwerfen als Protagonisten ein spannendes und unterhaltsames Stimmungsbild in beiden Ländern. Fußballer wie Franck Ribéry, die den "regard croisé", den deutsch-französischen Blick, verinnerlicht haben und Zeitzeugen wie Just Fontaine, der 1958 drei Tore beim Spiel gegen Deutschland erzielte, kommen zu Wort.
Und "Chauffeur" auf dieser Tour ist der Deutsch-Franzose Gernot Rohr, ein Mannheimer Spieler und Trainer, der seit 40 Jahren am Bassin d'Arcachon zu Hause ist. Er spielte zwei Jahre bei Bayern München und wechselte später zu Girondins Bordeaux, mit denen er dreimal französischer Meister wurde. Rohr setzt eigentlich nur eine Familientradition fort: Sein Großonkel Ossi schoss die Bayern 1932 zum ersten deutschen Meistertitel und war dann der erste deutsche Fußballer, der als Profi nach Frankreich wechselte. Die Nazis sollten den Torjäger und viermaligen Nationalspieler Jahre später als Vaterlandsverräter ins KZ sperren.

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