Zarensturz - Das Ende der Romanows

Zarensturz - Das Ende der Romanows

Der Aufstand im Februar 1917 stürzte Nikolaus II., die Rote Revolution im Oktober ermordete ihn. Es war das Ende der Romanows, ein Wendepunkt der Weltgeschichte. Nicht die "Bolschewiki", sondern bürgerliche Kräfte, gemäßigte Sozialdemokraten, revoltierende Arbeiter, aber auch Adlige und Militärs setzten der 300-jährigen Herrschaft der Romanows ein Ende. Den blutigen Schlussstrich unter ihre Ära aber zogen die Roten Revolutionäre. Von Angesicht zu Angesicht erschossen sie den Zaren und seine Familie. 100 Jahre nach den beiden Revolutionen in Russland richtet die Dokumentation "Zarensturz - Das Ende der Romanows" den Blick auf das Geschehen von 1917 - mit szenischen Rekonstruktionen, Aufnahmen von Originalschauplätzen, zum Teil unbekannten Dokumenten und Historiker-Stimmen zum aktuellen Forschungsstand. Die Autoren Oliver Halmburger und Stefan Brauburger präsentieren zudem ein Tondokument, das Aufschluss gibt, wie sich die Täter auf die Hinrichtung vorbereiteten und wie sie darüber dachten. Es ist das Bekenntnis des Tschekisten Grigori Nikulin: "Wie dem auch sei. Wir machten kurzen Prozess." Es war eine historische Zäsur nicht nur mit Blick auf die Zukunft Russlands, sondern auch Europas. Kein europäisches Herrscherhaus hatte seine Lebenswelt so prunkvoll und seine Regierung so autokratisch gestaltet wie die Romanows. Doch der Erste Weltkrieg legte die Brüchigkeit und Entrückung der Zaren-Herrschaft drastisch offen. Die Versorgung der Zivilbevölkerung brach zusammen, Hungersnöte und militärische Niederlagen ließen immer mehr Unzufriedene gegen das Regime aufbegehren, das sich weiter unbeirrbar von Gottes Gnaden wähnte und für unantastbar hielt. Im Februar 1917 brach in Petrograd eine Revolte aus, die nicht mehr zu stoppen war, begleitet von einem Generalstreik. Entscheidend: Teile des Militärs schlugen sich auf die Seite der Arbeiter. Vor einem Blutbad schreckte der russische Kaiser diesmal, anders als bei früheren Unruhen, zurück. Nach wenigen Tagen dankte er ab, fast sang- und klanglos. Russland wurde Republik, erhielt die liberalste Verfassung seiner Geschichte. Doch die gemäßigten bürgerlichen und sozialdemokratischen Kräfte der provisorischen Regierung wurden der Lage nicht Herr. Und sie führten den beim Volk längst verhassten Krieg weiter. Es war ausgerechnet das deutsche Kaiserreich, das dem Berufsrevolutionär Lenin im April 1917 die Heimkehr aus dem Schweizer Exil ermöglichte, jene legendäre Zugfahrt über deutschen Boden nach Russland. Der vormals verbannte Führer der Bolschewiken sicherte zu, den Krieg sofort zu beenden und zwar unter den Bedingungen der Deutschen, dafür unterstützten sie ihn. Am 24./25. Oktober nach julianischem, am 6./7. November nach gregorianischem Kalender, rissen die Bolschewiki die Macht an sich, ein blutiger Bürgerkrieg zwischen "Weiß" und "Rot", zwischen Zarentreuen, Liberalen und gemäßigten Linken auf der einen und den Gefolgsleuten Lenins auf der anderen Seite, entbrannte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Radikalisierung des Umsturzes auch das Leben derer bedrohte, die für die Bolschewiki und ihre Anhänger zu verhassten Symbolfiguren der Unterdrückung geworden waren: die Romanows. Der gestürzte Zar Nikolaus II. und seine Familie starben im Kugelhagel, die Tschekisten sollten alle Spuren beseitigen. Die Leichen wurden in einem Waldstück bei Jekaterinburg verscharrt - manche bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Erst 1991 wurden ihre Überreste wiederentdeckt und später - im Beisein von Präsident Boris Jelzin - feierlich bestattet. Auch dies sollte ein Schlussstrich sein unter die schuldbehaftete wie blutbefleckte kommunistische Vergangenheit mitsamt ihrem Geschichtsbild. Nach sowjetischer Lesart war das Ende der Romanows freilich kein Verbrechen, sondern ein finaler Akt der Revolution. Wie Mittäter Grigori Nikulin es noch fünf Jahrzehnte nach dem Mord schilderte: "Wir wussten, so oder so müssen wir es zu Ende bringen."

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