Wunderkind Wolfgang Joop
Im Oktober 2012 erhält Wolfgang Joop den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk. Erstaunlich findet das der Modedesigner, denn die Deutschen haben seinen Beruf jahrzehntelang als etwas Vermeidbares angesehen, sagt der preußische Designer, wie man ihn seit dem Erfolg seines Imperiums in den 90er Jahren nennt. Das Verhältnis zum spät aus dem Krieg heimgekehrten Vater blieb schwierig. Kurz bevor die Mauer errichtet wurde, siedelte die Familie nach Braunschweig um. Nach zwei abgebrochenen Studiengängen in Werbepsychologie und Kunsterziehung fand Joop seinen Weg zur Mode. Er heiratete seine Kommilitonin Karin, und mit den Töchtern Jette und Florentine konnte der junge Familienvater kaum noch an eine künstlerische Selbstverwirklichung denken. Der internationale Durchbruch gelang Wolfgang Joop 1978 mit einer Pelzkollektion. Und 1982 war er mit seiner ersten Damenkollektion erfolgreich. Dann entstand in den 80er Jahren das internationale Modeimperium. Nach turbulenten Jahren des Jetset-Lebens zwischen New York, Monaco, Hamburg und Berlin wagte Wolfgang Joop noch mal einen Neuanfang und gründete mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Edwin Lemberg 1999 in Potsdam das Haute-Couture-Label WUNDERKIND. Doch nach dem Höhepunkt 2010 kam fast die Pleite. Zwei Jahre lang befand sich WUNDERKIND in einer Krise. Die Investoren erzielten nicht genug Rendite und stellten die Zahlungen ein. Schließlich kaufte Wolfgang Joop die Firmenanteile zurück, reduzierte das Team und präsentierte im Mai 2012 seine umjubelte Comeback-Kollektion. Wolfgang Joop zeichnet alle Entwürfe per Hand, das Designteam setzt die Entwürfe in Schnitte um. Der Umgang hinter den Kulissen ist kollegial, und selbst 14 Tage vor der großen Modenschau in Paris ist die Stimmung entspannt. Immer wieder zieht sich Wolfgang Joop in seine Villa am Heiligen See in Potsdam zurück und malt. Wie ein Seismograph spürt er seit Jahren Trends und Stimmungen auf.