Wohnprojekt Weimar

Wohnprojekt Weimar

In Städten wird Wohnraum knapp und teuer, ständig drohen Mieterhöhungen. Der Traum vom gemeinschaftlichen Eigentum, vom bezahlbaren Miteinander in der Stadt scheint ein Ausweg zu sein. Doch es ist mitunter ein steiniger Weg. Ende April 2015 gründeten zehn Weimarer die Mietergenossenschaft "R070" mit dem gemeinsamen Traum, eine alte Kaserne zu sanieren.

Seit 1998 stand der 7700 Quadratmeter große Gebäudekomplex leer und verfiel. Anfang der 1930er Jahre wurde das Gebäude als Polizeikaserne gebaut. Noch heute zeugen die meterdicken Wände von dem Sicherheitskonzept der damaligen Zeit. Lange Flure durchschneiden die Häuser. Links und rechts liegen kleine Zimmer, in denen damals die Polizeitruppen untergebracht waren. Nach Gründung der DDR kehrte ab 1955 neues Leben in der Eduard-Rosenthal-Straße 70 ein. Aus Gewehren wurden Skalpelle. Für 43 Jahre ging es in dem Haus um Leben, Genesung, aber auch Tod - die Hufeland-Klinik war das größte Krankenhaus der Stadt. Doch den Anforderungen der modernen Medizin war es nach der Wende nicht gewachsen. Jahrelang versuchte die städtische Hufeland-Träger-Gesellschaft vergeblich das leer stehende Objekt zu veräußern. Doch die nötige Investitionssumme und die Größe der Immobilie schreckten Käufer ab.

Schließlich kaufte die Mietergenossenschaft das Gebäude für 760.000 Euro. 77 Wohnungen sollten entstehen. Dazu Gewerberäume, eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung und ein gemeinsamer Gemüsegarten für insgesamt 15 Millionen Euro. Die Grundlage der Finanzierung legten die Genossenschaftsmitglieder. Doch der schöne Traum vom gemeinsamen Wohnen drohte zum Albtraum zu werden. Der Bau verzögerte sich. Die Genossenschaft kämpfte mit der Größe der Immobilie, den Fehlern der Architekten und den steigenden Handwerkerpreisen. Jetzt zieht endlich neues Leben ein.

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