Wir sind Weltmeister

Wir sind Weltmeister

Das Jahr 1990: Wir wurden Weltmeister. In den Düsseldorfer Landtag zogen die Grünen ein; und die Kinder im Westen fieberten ihrer ersten Castingshow im Fernsehen entgegen.

In Duisburg feierten wir die Zollfreiheit des größten Binnenhafens der Welt. In Köln warf ein spektakulärer Spionagefall tiefe Schatten auf die frische Liebe zwischen Ost und West. Und in Münster stand ein Kälberbaron im größten Skandalprozess des Jahres vor Gericht.

In der neuen zehnteiligen Reihe reist der WDR zurück in die 90er Jahre - in eine Zeit, als Handys noch als riesige Knochen ans Ohr gepresst wurden, Musiksender wie EinsLive und Viva den Ton angaben und das alte Revier sich zum Naherholungsgebiet mauserte.

Jedes Jahr bekommt seine eigene Dokumentation am Freitagabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse hier im Westen. Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Welche Kultserien liefen im Fernseher? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik und wogegen liefen die Menschen Sturm?

In der ersten Folge der Reihe erinnert sich der Nationalspieler und ehemalige FC-Kicker Pierre Littbarski an "seine" WM 1990. Für den kleinen Mann mit der blonden Mähne war es nach zwei verpatzten Titeln die letzte Chance Weltmeister zu werden. Doch es war wie eine Reise in die böse Vergangenheit. Mit den Niederlanden und Argentinien begegnete die Beckenbauer-Elf gleich zwei Mal ihren Trauma-Gegnern aus den Vorjahren. Pierre Littbarski erinnert sich an ein Turnier voller Höhen und Tiefen, bei dem er auch abseits des Rasens richtig aufdrehte.

Ministerpräsident Johannes Rau bekam es 1990 mit einer neuen Partei zu tun. Die Grünen hatten im dritten Anlauf den Sprung in den Landtag geschafft und sorgten dort für jede Menge Wirbel und Veränderung. Angeführt wurden die zwölf neuen Abgeordneten von der Oberhausenerin Bärbel Höhn, der neuen Sprecherin der Fraktion. Sie würde in den nächsten Jahren noch vieles bewirken.

Überschattet wurde die Wahl jedoch von einem tragischen Ereignis. Oskar Lafontaine, damals SPD Kanzlerkandidat, war nach Köln-Mülheim gekommen, um seinen Amtskollegen Johannes Rau zu unterstützen. Doch dann wurde er Opfer eines brutalen Messerangriffes. Stundenlang schwebte der Sozialdemokrat in Lebensgefahr und überlebte nur knapp. Es war der bis dahin brutalste Angriff auf einen Berufspolitiker in Deutschland.

Für Ursula Wallbraun aus Solingen veränderte sich im Herbst 1990 alles. Ihr Mann war als Ingenieur in den Irak gereist und nun als Geisel in den Händen des Diktators Saddam Hussein. Wochenlang war Ursula Wallbrauns Leben bestimmt von Ungewissheit und der Angst um ihren Mann. Erst als sie gemeinsam mit Frauen und Kindern anderer Geiseln in Bonn auf die Straße zog, kam langsam Bewegung in die Sache.

Die meisten Kinder aus NRW fieberten dem Ende des Jahres entgegen. Denn dann startete ein neues Castingformat, das Kinderherzen höher schlagen ließ: die Mini Playback Show. Einmal so sein wie der Lieblingsstar, hinauf auf die große Bühne vor ein Millionenpublikum. Für den damals 12-jährigen Reza Wireko aus Mönchengladbach wurde dieser Traum wahr. Als Michael Jackson Double sah er seinem großen Idol nicht nur verblüffend ähnlich, sondern holte auch den Pokal der ersten Sendung.

Erzählt wird der Film von Hugo Egon Balder, der 1990 als Moderator der neuen RTL Sendung "Tutti Frutti" auftrat - der ersten Striptease-Show im deutschen Fernsehen. Skandal vorprogrammiert.

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