Wir kriegen dich! Pfarrer im Visier der Rechten

Wir kriegen dich! Pfarrer im Visier der Rechten

Gesellschaft und Soziales 

Mitten in der Nacht wird ein Pfarrer in der Nähe von Aachen niedergeschlagen. Pfarrer Charles Cervigne ist dafür bekannt, dass er sich seit Jahren um Geflüchtete kümmert und auch Kirchenasyl organisiert. In seiner Studentenzeit bekämpft er bereits rechtsradikale Umtriebe. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt hat, wird Cervigne massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, dieses Mal machen sie ernst. An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt. Ohne Spuren zu hinterlassen tauchen die Täter ab. Der Angriff ruft die Gemeindeglieder auf den Plan: Sie organisieren sich, um das Pfarrhaus zu bewachen und ihren Pfarrer zu beschützen. Charles Cervigne lässt sich nicht beirren: "Wenn wir die Gnade Gottes erwarten, müssen wir Menschen erst einmal anfangen, selbst gnädig untereinander zu sein."

In der Südheide wird Pfarrer Wilfried Manneke am frühen Morgen von seinem Sohn auf eine Brandspur am Haus aufmerksam gemacht. Der 12-jährige Junge will gerade zur Schule gehen, als er die Spuren des Angriffs auf sein Elternhaus bemerkt. Ein Molotow-Cocktail hätte die Familie auslöschen können. Der Geistliche, dem der Anschlag gilt, ist seit Jahren bekannt für sein Eintreten gegen Rechts. Vor dem Anschlag ist Pfarrer Manneke EKD-Auslandspfarrer in Südafrika, noch zur Zeit der Apartheid. Was er in Südafrika erlebt, macht ihn sensibel auch für Formen des Rassismus in seiner Heimat Deutschland. Als er 1995 nach Unterlüß in der Südheide kommt, schließt er sich sofort den Protesten gegen das Neonazi-Zentrum "Hetendorf 13" an. Wilfried Manneke ist sich auch nach dem Anschlag auf sein Pfarrhaus sicher: Nichts wird ihn davon abhalten, sich auch künftig den Nazis in den Weg zu stellen.

"Wir kriegen Dich bald!", diesen Satz hört Pfarrer Michael Kleim in Gera immer wieder - auch nachts am Telefon. Kleim fühlt sich schon lange bedroht: Sein Briefkasten wird gesprengt, zudem ist er Gewaltaufrufen im Internet ausgesetzt. Der Kampf gegen Rechts wird wider Willen zu seinem Lebensthema. Schon in der DDR hatte er sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Pfarrer Kleim ist der Meinung: Auch heute lohnt es sich, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen.

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