Wie gut sind unsere Ärzte?

Wie gut sind unsere Ärzte?

Jenseits von Landarzt-Idylle und anonymer Klinik zeigt "ZDFzeit" den Alltag in deutschen Arztpraxen, hinterfragt gängige Klischees und legt den Finger in die Wunden des Gesundheitssystems. Im Schnitt gehen Deutsche 17-mal pro Jahr zum Arzt. Damit sind wir Weltrekordhalter. Doch was sagt das über die medizinische Versorgung aus? Wird jeder Patient gleich behandelt? Gibt es genug Ärzte? Und steht die Gesundheit der Patienten wirklich stets im Vordergrund? Wenn Ärzte irren, sind die Folgen oft verheerend. Eine falsche Diagnose kann das Leben für immer verändern. Etwa 15 000 mutmaßliche Behandlungsfehler werden jährlich im Auftrag der Krankenkassen begutachtet. Davon haben sich zuletzt rund 4000 bestätigt. Angesichts von insgesamt über einer Milliarde Behandlungsfällen jährlich erscheint diese offizielle Fehlerquote verschwindend gering. Doch die Dunkelziffer ist hoch. Das Problem: Behandlungs- und Diagnosefehler sind schwer nachzuweisen. Ein zentrales Register für Ärztefehler gibt es in Deutschland nicht. Und viele mutmaßliche Fehler werden nie angezeigt. Laut einer aktuellen Erhebung nehmen sich deutsche Ärzte knapp acht Minuten Zeit für eine Behandlung. In Schweden oder den USA sind es dagegen rund 20 Minuten. Doch nur, wer ausführlich die Krankheitsgeschichte aufnimmt, kann auch eine sichere Diagnose stellen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit stellt fest, dass mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient die Ursache vieler Probleme ist. In Deutschland arbeiten knapp 379 000 Ärzte im stationären wie im ambulanten Bereich. Und doch ist immer wieder von Ärztemangel die Rede. Das Problem liegt vor allem in der Verteilung: In den Städten gibt es eher mehr, auf dem Land weniger Mediziner. In Brandenburg etwa kommt auf 256 Einwohner nur ein Arzt. In Hamburg ist ein Arzt für nur 140 Einwohner zuständig. Deshalb sind auf dem Land verschiedene Lösungsansätze in der Erprobung. Einer davon: Telemedizin. Die Arzthelferin macht Hausbesuche, hat aber den Doktor sozusagen mit im Gepäck - in Form eines Tablet-PCs, das per Internet mit der Praxis verbunden ist. Obwohl der Arzt in seiner Praxis sitzt, kann er sich ein Bild vom Zustand seiner Patientin machen und die Therapie gegebenenfalls anpassen. Und wie steht es um die Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland? Ein Test für "ZDFzeit" zeigt: Es gibt durchaus Unterschiede. Bei der Terminvergabe, bei Leistungsangeboten. Aber das Plus für die Privatpatienten bedeutet nicht automatisch, dass sie auch besser behandelt werden. Betrug, Korruption oder Untreue: Im deutschen Gesundheitswesen versickern jedes Jahr viele Milliarden. Doch erst seit 2016 gibt es ein entsprechendes Antikorruptionsgesetz. Trotzdem gibt es noch etliche Möglichkeiten der Beeinflussung. Dazu gehören nach Ansicht von Kritikern auch viele so genannte "Anwendungsbeobachtungen": Die Ärzte verordnen dabei bestimmte Medikamente und füllen Fragebögen zum Verlauf der Behandlung aus. Dafür erhalten sie eine Aufwandsentschädigung. Und die kann im Einzelfall recht üppig sein. Die Organisation "Transparency International" bezeichnet dieses Verfahren darum als "eine Form der legalen Korruption".

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