Wenn Pflegekinder erwachsen werden

Wenn Pflegekinder erwachsen werden

"Meine Mama hätte mich auch - so schlimm, wie es klingt - aus dem Fenster schmeißen können. Zum Glück hat sie das nicht gemacht, sondern sie hat mich weggegeben." Sherrly ist heute 17 Jahre alt. Als ihre Mutter sie dem Jugendamt gab, war sie drei Jahre alt. Bis dahin war ihr Leben mehr als schwer: die Eltern drogenabhängig und nicht in der Lage, sich um das Mädchen zu kümmern. So kommt Sherrly zu Claudia und ihrem Mann. Claudia betreut hauptberuflich Pflegekinder. Bis heute haben 17 Kinder bei ihr gelebt - manche bis sie erwachsen waren, andere nur für ein paar Monate. Auch Natalie und ihr Bruder Martin kommen nach furchtbaren ersten Lebensjahren zu Claudia und ihrer Familie. Ihre Eltern sind Alkoholiker. Die Kinder werden so vernachlässigt, dass es Tage gibt, an denen sie nichts zu essen bekommen - außer Blumenerde und Tapeten. Diese Not hat die beiden fest zusammengeschweißt, so fest, dass Martin seine Schwester Natalie heute in große Schwierigkeiten bringt. Pflegemutter Claudia gibt jede Menge Fürsorge, Liebe und pädagogisches Wissen. Das Projekt ist eine Herausforderung, auch für die leiblichen Kinder, die fortan ihre Eltern mit den Pflegekindern teilen müssen. Trotz aller Versuche, die Kinder aufzunehmen, als wären sie in diese Familie hineingeboren, bleibt eine tiefe innere Wunde. Dabei geht am Anfang alles gut. Sherrly, Natalie und Martin fühlen sich geborgen, dürfen Kindheit nachholen und erfahren, was Familienleben eigentlich heißt: Gemeinsamkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortung füreinander. Doch dann kommt die Pubertät - und alte Wunden brechen auf. Die guten Jahre scheinen wie weggewischt. Quälende Fragen tauchen auf: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Und der Stachel der Vergangenheit beginnt zu wirken. Die Rebellion nimmt überhand. Die Kinder provozieren, lügen, klauen, halten sich kaum mehr an Regeln. Sie entziehen sich den Pflegeeltern, sind nicht mehr ansprechbar, wollen auf einmal nur noch weg und verlassen die heile Welt, die sie nicht mehr aushalten. Doch danach wird gar nichts in ihrem Leben besser. Die drei kämpfen nun um Schule, Jobs, Wohnungen und darum, ein glückliches Leben führen zu können. Mittlerweile ist Natalie selbst Mutter. Ihr Sohn Max wurde ihr weggenommen, denn Bruder Martin hatte in der gemeinsamen Wohnung Drogen verkauft. Claudia als deren ehemalige Pflegemutter versucht erneut, ihnen zu helfen. Können aus den Kindern, die hungern mussten und geschlagen wurden, glückliche Erwachsene werden, die ihr Leben im Griff haben? Kann eine Pflegefamilie die ersten schlimmen Jahre vergessen machen?

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