Weltmacht Google

Weltmacht Google

Wenige Konzerne sind in so kurzer Zeit so mächtig geworden und wissen so viel über uns wie Google. Der Verantwortung, die damit einhergeht, werde der Konzern nicht immer gerecht, sagen Kritiker.

Von der Internetsuche über selbstfahrende Autos bis zur technischen Überwachung des Körpers: Die WISO Dokumentation "Weltmacht Google" zeigt, wie ein Unternehmen in immer mehr Lebensbereiche vordringt und stellt Fragen, welche Chancen und Risiken das birgt.

Der Kulturhistoriker und Bestseller-Autor Siva Vaidhyanathan warnt, dass wir uns schon längst in eine völlige Abhängigkeit von Google begeben haben - und unseren Zugang zum Wissen der Welt an einen milliardenschweren Konzern abgeben. Denn Googles Algorithmen steuern unsere Sicht auf die Welt und unser Wissen. Google entscheidet, wer im Netz gefunden wird und beeinflusst somit, wo wir essen gehen, einkaufen, unsere Hotelzimmer buchen und welche Ärzte wir aufsuchen. Eine Änderung der Suchalgorithmen kann das Aus bedeuten. Der Film zeigt das am Beispiel eines Ferienhausunternehmers, der die Änderung von Google wirtschaftlich fast nicht überlebt hätte. Schließlich verwenden in Deutschland etwa 95 Prozent aller Internetnutzer diese Suchmaschine.

Selbst im zukunftsgläubigen Silicon Valley finden sich Kritiker der schönen neuen Google-Welt. Darunter auch ehemalige Mitarbeiter, die bezweifeln, dass Google als "größter privater Datensammler der Welt" seinem Motto "Don't be evil" noch gerecht wird. "WISO" zeigt in einem Experiment, wie viel wir Google im Alltag über uns verraten und welche Schlüsse das Unternehmen daraus ziehen kann.

Für ihren Film "Weltmacht Google" haben die Autoren Eike Petering und Alexander Poel hinter der bunten Fassade von Google recherchiert. In Googles europäischem Forschungszentrum in Zürich trafen sie auf begeisterte Mitarbeiter, die die Arbeitsatmosphäre mit Palmengärten, Wellness-Oasen und Fitness-Studios rühmen und sich als Elite der digitalen Zukunft sehen. Ehemalige Mitarbeiter berichten aber auch von extrem langen Arbeitstagen und massivem Leistungsdruck.

Längst verfolgen die Google-Gründer höhere Ziele als nur die Rolle eines Internet-Giganten. Sie dehnen ihre Geschäftsfelder auf immer mehr Lebensbereiche aus: vom marktbeherrschenden Smartphone-Betriebssystem Android über die Paketauslieferung per Drohne bis hin zur milliardenschweren medizinischen Forschung. Auch die mächtigen deutschen Autohersteller greift das Unternehmen frontal an: mit einem selbstfahrenden Auto aus dem Silicon Valley. All diese Geschäftsbereiche, die über das Internet hinausgehen, hat das Unternehmen erst in diesem Jahr unter dem Namen Alphabet gebündelt. Regelmäßig kommen weitere Geschäftszweige hinzu: Der Konzern wächst weiter - und damit auch der Einfluss auf unser Leben.

Kritiker wie der Datenschützer Casey Oppenheimer allerdings bezweifeln, dass das Unternehmen seine Macht und sein Wissen nur im Sinne des technischen Fortschritts nutzt: "Wenn man den Zugang zum Wissen der Welt kontrolliert und wenn man diesen Zugang manipulieren kann - was Google längst zugegeben hat - dann denke ich, dass man nicht im öffentlichen Interesse handelt. Google hat die Pflicht, den Gewinn für seine Aktionäre zu maximieren und nicht die Pflicht, im öffentlichen Interesse zu handeln." Die deutsche IT-Expertin Yvonne Hofstetter schätzt die Unternehmensentwicklung so ein: "Google ist brandgefährlich."

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