Von Schafen, Stieren und Menschen - Transhumanz in Spanien

Von Schafen, Stieren und Menschen - Transhumanz in Spanien

Streifenwagen mit Blaulicht, Beamte mit Trillerpfeifen: Der Abendverkehr auf der Einfallstraße in die Provinzhauptstadt Lleida gerät ins Stocken. Eine weiße Masse schiebt sich wie eine Lawine über den Asphalt. Ein Mann marschiert voran, den gekrümmten Hirtenstab über die Schulter. Immer wieder schaut er zurück auf seine Schafe, pfeift ihnen ermunternd zu. Die Herde des Katalanen Marc Feixas wird jeden Frühsommer zum Medienereignis. Denn Feixas ist der letzte Viehzüchter, der das Recht auf den Jahrhunderte alten Weideweg auch dann noch nutzt, wenn der mitten durch die Stadt führt. Rund 100.000 Schafe werden jedes Jahr vom Tiefland auf die Sommerweiden in den Pyrenäen gebracht, der Wechsel heißt Transhumanz. Doch nur wenige Herden legen den Weg noch zu Fuß zurück, so wie Marc mit seinen 2.300 Tieren. Der Film zeigt die Wanderung dreier spanischer Viehzüchter, die an der Jahrhunderte alten Tradition festhalten. Sie gehören zu den letzten Spaniens, zu den letzten Europas. Denn die moderne Landwirtschaft der EU-Bürokraten hält wenig von extensiver Viehzucht. Feixas befürchtet, seine Tiere bald das ganze Jahr im Stall halten zu müssen. Auch der kleine Viehzüchter Lionel Martorell kämpft verbissen für die Erhaltung der Transhumanz. Nur sie garantiert Lammfleisch von höchster Qualität, und die "grünen Korridore" der insgesamt 120.000 Kilometer langen spanischen Weidewege sind lebenswichtig für viele Tierarten. Martorell nimmt Studenten auf seinen 100 Kilometer und sieben Tage langen Marsch vom Ebrodelta in die Berge von Teruel mit. Er führt sie mitten durch historische Dörfer, über rücksichtslos auf dem Weideweg gebaute Autostraßen und in malerische, wegen der unaufhaltsamen Landflucht verlassene Landschaften. "Es macht mich traurig, dass so schöne Landschaften vom Menschen völlig verlassen sind," sagt Marc Feixas. Mit den Transhumanten reisen heißt heute wunderschöne Landschaften entdecken, die vergessen, verlassen erscheinen. "Wir machen es so lange wie möglich", versichert auch Kampfstierzüchter César Chico, der über 600 Kühe und Stiere 450 Kilometer weit von Andalusien in die grünen Berge von Teruel treibt. "Denn Transhumanz ist für uns etwas Romantisches".

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