Vom Sprinten zum Schreiben
Ines Geipel war Rekordsprinterin, gehörte zur DDR-Nationalmannschaft. 1984 holte sie mit ihrer Frauenstaffel einen Weltrekord, der bis heute gilt: 100 Meter in 42,20 Sekunden. Der Haken an den damaligen Rekorden der DDR-Athleten: Immer wenn sie liefen oder sprangen, waren sie vollgepumpt mit leistungssteigernden blauen Pillen - zwangsgedopt von Staats wegen. Als Ines Geipel von der staatlichen Enteignung ihres Körpers erfährt, gibt sie ihren Rekord zurück - und wird als Nestbeschmutzerin aus dem ostdeutschen Leichtathletikverband ausgestoßen. Jähes Ende einer Sprinter-Karriere, Wendepunkt eines Lebens: Aus der einstigen arglosen Mit-Läuferin wird eine unbequem Hinterfragende. Der Film begleitet Ines Geipel durch einige Etappen ihres außergewöhnlichen Lebenslaufes. Nach der Wende erfährt Ines Geipel aus ihrer Stasi-Akte, dass ein früherer Sportkollege sie regelmäßig bespitzelt und denunziert hat; und dass ihr eigener Vater früher ein Top-Spion war. Die eigene Kindheit erscheint ihr plötzlich in völlig anderem Licht: Sie ist gerade mal 14 und ein aufgewecktes Mädchen, als ihr Vater, mit falschen Pässen ausgestattet, regelmäßig heimlich in den Westen fährt. 'Was hast du heute gemacht, Papa?' Ines beharrliche Fragen stören. Ihr Vater schiebt sie ab in ein Eliteinternat für Kaderkinder, tief im Thüringer Wald. 'Ich piekste immer rein, wo es empfindlich war', sagt Ines Geipel heute. Damals fragte sie, ohne zu ahnen, dass man sie belügt - heute hinterfragt sie bewusst. Krank vor Heimweh beginnt sie zu laufen, jeden Tag, stundenlang. 'Die Waldläuferin' nennen die anderen sie bald. Sporttrainer erkennen ihr Talent - und nutzen es.