Verdis Macbeth
Nach gewonnener Schlacht wird dem Feldherrn Macbeth, dem Protagonisten der Oper, von drei Hexen prophezeit, dass er einmal König von Schottland sein werde. Von den Überredungskünsten seiner Frau verleitet, geht er buchstäblich über Leichen, um an sein Ziel zu gelangen. Doch von Schuldgefühlen gepeinigt, verfallen die Macbeths bald in Wahnvorstellungen und werden zu Opfern der eigenen Herrschsucht. Um der bewunderten Shakespeare’schen Vorlage so treu wie möglich bleiben zu können, sprengte Giuseppe Verdi mit seinem Macbeth die Opernkonventionen der Zeit und schuf eines seiner dunkelsten und abgründigsten Werke. Monumentale Chorszenen, aus denen das Aufbegehren der Unterdrückten hervorklingt, werden mit expressiv ausgestalteten Arien und Duetten, in denen Verdi die seelischen Abgründe der machtbesessenen Protagonisten klanglich durchleuchtet, kontrastiert. Seinen Darstellern verlangte er nie Dagewesenes ab: ein klarer Schritt weg vom klassischen Belcanto-Ideal und hin zu unverwechselbarer musikdramatischer Wahrhaftigkeit. Das Publikum zeigte sich nach der Uraufführung zunächst entrüstet: Wo versteckte sich die übliche Liebesszene? Un’opera senz’amore! Frustrierend. Doch wer sich darauf einlässt, begegnet einem gewaltigen Musikdrama. Die Geschichte eines Monarchen: von Schuld, Sühne und Verfall der Gesellschaft. Die neue Produktion der Staatsoper Berlin ist ein absoluter Publikumsmagnet: Alle Vorstellungen sind schon heute ausverkauft. Eine ähnliche Sensation stellte bereits 2015 das Rollendebüt Plácido Domingos als Macbeth dar. Der „Tagesspiegel“ schrieb damals: „Glücklicher hat man ein Publikum selten gesehen.“