Unter dem Meeresspiegel

Unter dem Meeresspiegel

Slab City ist ein wilder Campingplatz mit Wohnwagen, Zelten, Schuppen, verrosteten Mobil Homes und klapprigen Bussen, knapp 300 Kilometer südöstlich von Los Angeles. Er liegt nahe des Saltonsees in einer Senke 35 Meter unter Normalnull auf dem Gelände eines ehemaligen Militärstützpunktes, in der Nähe eines Schießplatzes. Hier lebt illegal eine Gruppe von Aussiedlern, abseits behördlicher Präsenz und Kontrolle. Sie haben keinen öffentlichen Wasseranschluss, keinen Strom und keine Einkaufsmöglichkeiten. In der kalifornischen Wüste hoffen sie, den inneren Frieden zu finden, den ihnen die Gesellschaft verweigert hat. 'The Doctor', 'Cindy', 'Insane Wayne', 'Water Guy', 'Bulletproof' - so nennen sich die Personen in Gianfranco Rosis Dokumentarfilm. Ihre wirklichen Namen würden an ihre Familiengeschichte und ihr gesellschaftliches Leben erinnern. Mit den Pseudonymen wollen sie einen Strich unter die Vergangenheit ziehen. Dennoch versuchen alle diese Menschen, ein erfülltes Leben zu führen, geprägt von Liebe, Familie und Beruf. So hält 'The Doctor' weiter seine Sprechstunde ab, 'Cindy' schneidet weiter Haare, 'Water Guy' regelt mit der Genauigkeit eines Uhrwerks die Wasserversorgung. Aber es bedarf nur einiger Fotos, eines Handys, eines falschen Wortes, und schon taucht - zwischen langen Gesprächspausen, zwischen ein paar Gläsern Alkohol, etwas Gitarrenmusik und Gedichten - fetzenweise die begrabene Vergangenheit wieder auf. Und plötzlich schlägt das Bild von Slab City ins Gegenteil um. Es ist keine alternative Welt mehr, sondern unsere Welt im Endzustand, die jeden sich selbst überlässt, auf einer Müllkippe inmitten einer verödeten Natur.

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