über:morgen - Mach es selbst!

über:morgen - Mach es selbst!

Ob wir unsere Reisen selbst buchen, unser Gepäck auf dem Flughafen selbst einchecken, oder uns die Müslipackung im Internet selbst zusammenstellen: gestern noch waren wir nur Konsumenten, heute sind wir „Prosumer“. In den 1950er Jahren wurde die Selbstbedienung im Lebensmittelhandel eingeführt - der Startschuss einer Entwicklung, die dazu führte, dass wir immer öfter sogar bei der Herstellung unserer Konsumgüter mithelfen. Die klassische Rollenverteilung zwischen Hersteller und Käufer verschwimmt zunehmend: „produzieren“ und „konsumieren“ verschmelzen zu einem neuen Begriff - „Prosuming“. „Prosuming“ hat viele Gesichter und bedeutet für den Konsumenten in den meisten Fällen vor allem eines - Arbeit! Direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst, nicht immer freiwillig und meist ohne finanzieller Kompensation. „König Kunde“ wird zum „Knecht“ und fungiert als sein eigener bester Dienstleister. Nach dem Motto „Sie basteln - wir liefern“ bieten Unternehmen fast aller Branchen Internetplattformen an. Ob die selbst kreierten Sportschuhe oder das selbst zusammengestellte Auto: dem Wunsch nach Eigenständigkeit der Produkte wird überall entsprochen. Auch diese Entwicklung hat längst einen Namen: „Mass Customization - Kundenindividuelle Massenproduktion“. Hierbei treffen sich, zumindest vordergründig, die Vorzüge der Massenherstellung (Preisgünstigkeit) mit dem zunehmenden Wunsch des Kunden nach Individualisierung des Produktangebots. Die rasche Abfolge an gesellschaftlichen Trends lässt in den Entwicklungsabteilungen vieler Hersteller kaum mehr haltbare Prognosen zu. Daher boomen Ideenwettbewerbe und „open innovation“- Plattformen. Die kreative Leistung der Konsumenten wird genutzt, die Produktion für einen anonymen Endverbraucher zum marktstrategischen Auslaufmodell. Aber ist der Konsument dabei wirklich „Wertschöpfungspartner“ auf Augenhöhe? Wir stellen die Frage, warum Endnutzer so bereitwillig Zeit und Ideen verschenken, welche neuen Geschäftsmodelle diese Entwicklung hervorgebracht hat und wie große Unternehmen darauf reagieren. Was bedeuten „Mass Customization“ und „open innovation“ künftig für die Interpretation des Begriffes „Marke“? Und welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dafür geschaffen werden? Der Kunde der Zukunft ist mehr denn je aktiv - und zwar nicht nur als Handlanger, sondern zunehmend als Entscheidungsträger. Ein neuer „Marktplatz“ entsteht. Neue Handelsbedingungen brauchen neue Spielregeln. Und diese müssen jetzt bestimmt werden - mit etwas Glück von beiden Seiten…

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