Tschernobyl 86 - Deutschland und der GAU

Tschernobyl 86 - Deutschland und der GAU

Am 26. April 1986 barsten in Block vier des Lenin-Kraftwerkes die Brennstäbe. Nachts um 1.24 Uhr nahm die größte technische Katastrophe in der Geschichte der Menschheit ihren Anfang. 30 Jahre später ist die Tragödie vor Ort längst nicht zu Ende, und auch in Deutschland - vor allem in Bayern - werden noch immer radioaktiv verseuchtes Wildschwein und Pilze entsorgt. Viele erinnern sich gut an die Unsicherheit, die danach herrschte. Ausstieg aus der Kernenergie, verseuchter Sand auf Spielplätzen, verstrahltes Milchpulver, Genforscher zu Schäden, Wolf Maahn in der Hitparade mit dem Lied "Tschernobyl", die Folgen für die "Biokost", Entschädigungen für die Bauern, Messungen in der Metzgerei. Mit Walter Wallmann wurde der erste Umweltmister installiert. Es gab Strahlenkontrollen von DDR-LKW an den Grenzen. In der DDR wurde vermeldet, die Katastrophe sei Propaganda des Westens. Demonstrativ begann das wichtigste Radrennen im Osten, die Friedensfahrt, elf Tage später in Kiew - nur hundert Kilometer von Tschernobyl entfernt. Der erfolgreiche DDR-Radsportler Olaf Ludwig durfte aber nicht "strahlender Sieger" genannt werden. Eine entsprechende Anweisung war zuvor an die Chefredakteure der DDR-Medien ergangen. Zwei Tage nach dem Unglück wollte es der Zufall, dass Chefredakteure von Zeitungen in Greifswald zusammenkamen, nur wenige Kilometer vom größten DDR-Kraftwerk entfernt. Tschernobyl sei nur Propaganda des Westens - davon waren sie damals überzeugt. Allerdings sollte auch der letzte DDR-Bürger sehr schnell mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Denn auf einmal waren die Geschäfte mit frischem Obst und Gemüse, auch mit frischem Fisch voll - ein ungewohnter Anblick. Erich Honecker sagte seine ebenfalls berühmt gewordenen Worte, man müsse den Salat nur waschen. Die Bürger jedoch kauften nicht. Welche politischen Folgen hatte der GAU und wie hat er die Republik verändert?

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