Trambahnen und Schmugglerzüge in Äthiopien

Trambahnen und Schmugglerzüge in Äthiopien

Äthiopien ist anders. Es gibt noch Armut, aber Äthiopien hat gleichzeitig mit das höchste Wirtschaftswachstum in Afrika. Die Chinesen haben das Potenzial erkannt, das in diesem Land steckt.

Während Europa seine Chance verschläft, arbeiten Chinesen und auch Türken an gigantischen Infrastrukturmaßnahmen, vor allem auf dem Bahnsektor, in diesem mit 100 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichen Land. Das Filmteam war vier Wochen in Äthiopien unterwegs.

Die Reise führt auf der modernsten Bahnlinie Afrikas - 800 Kilometer voll elektrifiziert - vom Stadtstaat Djibouti am Golf von Aden zur auf 2400 Meter Höhe gelegenen Hauptstadt Addis Abeba. Außerdem geht es mit Schmugglern im letzten Zug der alten Kaiserlichen Bahn von Dire Dawa durch die Wüste an die Grenze Richtung Norden und mit der Straßenbahn von Kaliti bis Menelik Il.

Öffentlicher Nahverkehr ist in Afrika ein Novum. Die Fünf-Millionen-Metropole Addis Abeba leidet unter unvorstellbarem Smog. Eine erste Konsequenz: zwei Trambahnlinien. Sie sind ideal, um die Stadt zu erkunden: die Kathedrale, das Nationalmuseum mit einem der ältesten menschlichen Skelette, "Finfine", ein traditionelles Lokal, und das Eisenbahnmuseum mit dem Hofzug von Kaiser Haile Selassie. Bei Gesprächen mit Fahrgästen und mit einer Trambahnfahrerin wird die Begeisterung für das neue Verkehrsmittel deutlich.

Nach einer Woche findet endlich die Reise mit dem modernen Schnellzug statt. Fahrplanmäßig täglich war er vorübergehend für Flüchtlingstransporte von der somalischen Grenze her eingesetzt. Im Gegensatz zur Tram läuft die Eisenbahn noch überwiegend unter chinesischer Regie. In der Leitzentrale, im Führerstand, selbst der Oberschaffner, alles Chinesen. Der Gütertransport hat Vorrang vor dem Personenverkehr: Jeden Tag verlassen Züge mit 150 und mehr Containern den Hafen von Djibouti Richtung Addis. Keine der Straßen durchs Gebirge könnte den stetig wachsenden Warenfluss bewältigen.

Der Schmugglerzug fährt einmal die Woche. Die Existenz der meisten Passagiere hängt von ihm ab: Er bringt Nudeln, Salz, Makkaroni, Speiseöl. Die Diesellok, die die klapprigen Waggons durch die Wüste schleppt, ist eine französische Alsthom aus den 70er-Jahren. Für die Ingenieure im Betriebswerk Dire Dawa ist es eine Herausforderung, die Maschinen am Laufen zu halten. Für Ersatzteile fehlt das Geld, alles fließt in die neue Bahn. Die alte Strecke, die vor über 100 Jahren von Kaiser Menelik II. gebaut wurde und die mit ihren vielen Stationen ganz nah an den Menschen war, hat keine Zukunft.

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