Todkrank - und selber schuld?

Todkrank - und selber schuld?

Gesellschaft und Soziales 

Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin - bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an, entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu, Zellen sterben ab, ihr Leben steht auf Messers Schneide. Sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird Marnie auch noch ein Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen. Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten - und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein, und spekuliert, dass sie sich selbst verletzt haben könnte. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung. "Ich habe immer gedacht, wenn so ein Unfall mal eintreten sollte, dann wird einem auch geholfen. Doch ich war perplex, als ich merkte, dass es eben nicht so ist - und was für eine Maschinerie da auch hinter steckt." Weil Marnies Unfallversicherung lange nicht zahlt, können ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen. Das elterliche Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind ohne jeden Verdienst düster. Zwischendurch wohnt sie sogar eine Zeit lang im Altenheim, weil sie dort besser gepflegt werden kann. Trotz der Amputation, trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen. Auch wenn mittlerweile auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen ist, gibt sie wieder Reitunterricht. Sie trifft Freunde, spielt in einer Behindertensportgruppe Badminton und Tischtennis - und hofft weiterhin, dass sie eines Tages mit dem verbliebenen Bein und einer Prothese wieder laufen kann. Schließlich, nach Jahren, kommt es sogar zu einer Einigung mit ihrer privaten Unfallversicherung, sie zahlt einen Teil der Schadenssumme. Die finanziellen Sorgen sind nun endlich gemildert. Doch Marnies Leben wird nie wieder dasselbe sein. Sie kann nicht mehr darauf vertrauen, dass Menschen, die in Not geraten, auch geholfen wird.

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