The Florida Project

The Florida Project

«The Magic Castle» heisst das dreistöckige, lilafarbene Hotel, in dem die alleinerziehende junge Halley mit ihrer sechsjährigen Tochter Moonee wohnt - und zwar permanent. Touristen verirren sich kaum mehr in die Abstiege, die in Orlando für den Überschuss an Disney-Vergnügungsparkbesuchern gebaut wurde. Stattdessen bietet das Hotel nahezu Randständigen ein Obdach, die die 38 Dollar pro Nacht noch stemmen können. Dies gelingt Halley dank Gelegenheitsjobs und den Versuchen, auf Parkplätzen billige Parfums zu verticken.

Mit gütigem Wesen und harter Hand sieht Bobby nach dem Rechten. Das bringt mit sich, dass der Hauswart die jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner des Hotels immer wieder in die Schranken weisen muss. Denn das Leben am unteren Ende der sozialen Leiter bedeutet für Moonee und ihre kleinen Freunde nicht etwa Entbehrung und Resignation, sondern Verheissung und Abenteuer. Wie im Märchen aber droht dem kindlichen Königreich Gefahr.

In seinem luftig episodenhaften Film erzählt Sean Baker von einem Ort, einem Milieu, und von Menschen, um die sich auch das Kino lange Zeit zu wenig gekümmert hat. Findigerweise macht der Independentfilmer dies mit einer ganzen Reihe von Laiendarstellern, aus der die kleine Brooklyn Prince besonders raussticht. Ausdrucksstark und mit einem wohltuend natürlichen Auftreten führt sie das Publikum hinunter auf ihre Augenhöhe und erinnert damit die Zuschauerinnen und Zuschauer an den Zauber der Kindheit.

Einzig Willem Dafoe, der grossartige Charakterdarsteller, der für seinen Auftritt in dieser ungewöhnlich hemdsärmeligen Rolle für einen Oscar nominiert wurde, verirrt sich in dieses Mikrouniversum des Prekariats. Dieses wahrhaftige Drama überrascht bis zu seinem magischen Schluss immer wieder aufs Neue und wirft einen liebevollen Blick auf die Unschuld der Kindheit.

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