The Banquet

The Banquet

SpielfilmCN / CH  

Lange Zeit war das Martial-Arts-Genre als fernöstliche Variante einfallslosen Action-Kinos verpönt: Kampfszene reihe sich an Kampfszene, dazwischen tropfe die Zeit sinnentleert dahin. Damit tat man schon Bruce Lee Unrecht, spätestens aber wurde die Fragwürdigkeit des Verdikts klar, als der Regisseur und Produzent Hark Tsui mit Filmen wie 'Peking Opera Blues' und 'A Chinese Ghost Story' Ende der 80er Jahre das Genre durch eine brillante Ästhetik und ballettähnliche Kampfszenen bereicherte. Mit 'Tiger & Dragon' begeisterte Regievirtuose Ang Lee schließlich ein breites Kinopublikum, dem der Zauber östlicher Kampfkunstfilme bislang fremd geblieben war. Xiaogang Fengs 'Der Ruf des Kaisers' gehört in diese Reihe, auch dieses Drama ist nicht irgendein weiterer Martial-Arts-Film aus dem Reich der Mitte. Natürlich fliegen die Fäuste, klirren die Schwerter - aber das scheint Nebensache. Vielmehr wird ein bombastisches Kammerspiel von hypnotischer Intensität geboten. Die Geschichte, eine elegante Verbeugung vor dem 'Hamlet'-Stoff, spielt im zehnten Jahrhundert: Der Kaiser wurde von seinem eigenen Bruder Li (You Ge) gemeuchelt, worauf der Usurpator den Thron besteigt und Wan (Ziyi Zhang), die bezaubernde Witwe des früheren Herrschers, als seine Frau in Besitz nimmt. Der schöngeistige Kronprinz Wu Luan (Daniel Wu), Sohn des ermordeten Kaisers, hatte sich zum Theaterspielen in eine südliche Provinz zurückgezogen, entgeht dort nur knapp einem Attentat und kehrt, von Rachegedanken beseelt, an den Hof zurück. Doch wie schon Prinz Hamlet wird Wu von einem rätselhaften Zögern gelähmt, das auch die Faszination dieser Shakespeare-Hommage ausmacht: Statt den Mörder seines Vaters zur Rechenschaft zu ziehen, führt er in Anlehnung an die berühmte 'Mausefalle' ein kunstvolles Maskenspiel auf, mit dem er dem verblendeten Hofstaat die Augen öffnen will. Im Gegensatz zur berühmten Vorlage verschiebt Xiaogang Feng den Schwerpunkt von der Person Hamlets auf die Figur der Kaiserin, deren Motive bis zuletzt im Dunkeln bleiben.

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