Tagebuch eines Skandals

Tagebuch eines Skandals

Sie wirkt wie ein Lichtstrahl im tristen Alltag einer Londoner Public School: Die neue Kunstlehrerin Sheba Hart (Cate Blanchett) bezaubert Schüler und Kollegium gleichermaßen. Besonders der ältlichen Geschichtslehrerin Barbara Covett (Judi Dench), die kurz vor der Pensionierung steht, geht das Herz auf angesichts der elfenhaften, lässigen Blondine. Die verknöcherte Paukerin sucht Shebas Nähe und hilft ihr bei Problemen mit pubertierenden Klassenmachos. Zum Dank lädt Sheba die nette Kollegin zu sich nach Hause ein. Neidvoll erlebt Barbara, wie Sheba harmonisch in einer bohémienhaften, großbürgerlichen Familie mit ihrem weit älteren Mann (Bill Nighy), ihrer Tochter (Juno Temple) und ihrem Sohn (Max Lewis) lebt, der am Down-Syndrom leidet. Die warmherzige Atmosphäre und Shebas unbekümmerte Zutraulichkeit erwecken in der einsamen Barbara Hoffnung auf eine Freundschaft, insgeheim jedoch auf mehr. Als sie aber entdeckt, dass die heimlich Angebetete sich mit dem 15-jährigen Schüler Steven (Andrew Simpson) eingelassen hat, rast sie vor Eifersucht und erpresst Sheba, ihre Affäre zu beenden. Als diese ihr Versprechen nicht hält, wird die vermeintliche Freundin zur Verräterin und setzt durch eine gezielte Indiskretion eine Lawine in Bewegung. Zu spät erkennt Sheba, welche Furie sich an sie klammert. Richard Eyres ('Iris') sensible Verfilmung des preisgekrönten Romans von Zoe Heller bietet nicht nur eine intelligente Milieustudie, in der das Begehren der kleinbürgerlichen Barbara von Sozialneid befeuert wird, sondern - durch die Tagebuchperspektive im Off - auch die entlarvende Chronik einer Psychopathin, die eine junge Mutter rachsüchtig an den Rand des Ruins treibt. Die britische Oscar-Preisträgerin Judi Dench, bekannt vor allem als James Bonds Chefin 'M', lässt aber auch als 'böse Hexe' die abgrundtiefe Bedürftigkeit einer Frau erkennen, die sich lebenslang selbst verleugnete.

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