Supermacht EZB - Der Kampf um den Euro

Supermacht EZB - Der Kampf um den Euro

Wirtschaft und Konsum 

Ist Mario Draghi der mächtigste Mann Europas? Der Präsident der Europäischen Zentralbank regiert die Geldwelt. Mit wenigen Worten kann er Milliarden bewegen. Unübersehbar und Respekt gebietend ragt sein neuer, 1,3 Milliarden teurer Glaspalast in den Frankfurter Himmel. Klein und unscheinbar nimmt sich dagegen die Bundesbank aus. Sichtbarer Ausdruck des neuen Machtgefüges. Stammtisch und Finanzwelt sind sich einig. Nicht die Politiker, der Zentralbanker bestimmt den Kurs der Krisenpolitik, er ist der "Retter in der Not".

Die Strategen der EZB sprechen ungern über Macht und Stärke. Herrscher über Europa? Das hört auch Ex-Notenbankchef Trichet äußerst ungern. Aber an den 9. August 2007, den Tag, an dem die EZB ihre Unschuld verlor, erinnert er sich deutlich: "Um 9 Uhr kam der Anruf, dass es keinen Handel mehr an den Märkten gab, um 11.30 Uhr beschlossen wir, den Markt schnell mit Geld zu fluten." Damals ahnte kaum jemand, dass diese 95 Mrd. Euro nur die erste große Geldspritze waren. Viele weitere milliardenschwere Maßnahmen sollten folgen.

Die Geldpolitik der EZB hat Nebenwirkungen, deshalb stößt sie vor allem in Deutschland auf Widerstand. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, kämpft seit Amtsantritt gegen Mario Draghis lockere Geldpolitik und fordert stattdessen stärkeren politischen Druck auf die Krisenländer. Doch vergebens. Im vergangenen Januar kündigte der EZB-Präsident das größte Ankaufprogramm von Wertpapieren in der Geschichte Europas an: Jeden Monat 60 Milliarden Euro bis zum Herbst 2016 - eine riesige Wette auf Europas Zukunft.

Wie kam es zu diesem Tabubruch? Warum wurde aus der EZB die scheinbar einzig handlungsfähige Institution in der Krise? Und überspannt Mario Draghi das Mandat der EZB? Die Autoren bringen Beteiligte zum Sprechen. Erstmals schildern Notenbanker und Finanzexperten, welche Kämpfe oft über Tage auszufechten waren, bevor neues Geld floss und Anleihenkäufe und Hilfsprogramme verkündet werden konnten. Schließlich wagen die Autoren den Ausblick: Wie lange lässt sich die Niedrigzinspolitik der EZB noch so fortsetzen?

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