Strandspaziergänge
Die Copacabana, den bekanntesten Strand Rio de Janeiros, umgibt ein Mythos von unbeschwertem Leben, Sonne, Sand und Meer. Viele Menschen suchen hier ihr Glück - einige haben es auch gefunden. Pedro Aguinaga, Lebemann und Ex-Begleiter von Liza Minelli und Tina Onassis, lebt schon immer an der vier Kilometer langen Sandbucht. Verändert hat sich über die Jahrzehnte nur die Mode, sagt er: Heute seien alle 'praktisch schon nackt' - das hat das Flirten leichter gemacht. Pedro liebt den Strand, weil er demokratisch ist: 'Badehose an, Oberkörper frei, und alle sind gleich: der Bankier, der Dieb, der Bettler - alle sind gleich'.Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Besucher wegen der salpeterhaltigen Luft in die Bucht. Erst das Fünfsternehotel 'Copacabana Palace' brachte Aufschwung und Glamour, aber auch Überbevölkerung. Im Mix der Kulturen entstand hier in den 50er Jahren eine neue Musik, die schnell die Welt eroberte: der Bossa Nova. Glück ist für die meisten Bewohner Rios gleichbedeutend mit Schönheit. Täglich werden am Strand Körper gebräunt und gestählt. Schönheitschirurgie verschafft Zutritt zu Geld und Luxus, das glaubt zumindest Mayra, die einen Eskortservice anbietet. Die Copacabana ist in vieler Hinsicht ein heißes Pflaster. Polizei und Militär haben rund um die Uhr Hochbetrieb. Boxer Claudio Coelho hat seinen eigenen Weg gefunden, der Kriminalität entgegenzutreten. Er betreibt eine Boxschule und hat schon zahlreiche Jugendliche von der Straße geholt. Ihre Aggressionen können sie nun auf gelenkte Weise abbauen. Den Jahresabschluss verbringen die Cariocas, die Bewohner Rios, traditionell an der Copacabana - ganz in Weiß gekleidet kommen sie zur größten Silvesterfeier der Welt. Für Jorge, den alle den Goldsucher nennen, ist der 1. Januar der beste Tag des Jahres. Seit 38 Jahren ernährt er seine Familie von den Dingen, die andere am Strand verlieren. Das Glück, sagt Jorge, ist für alle da. Man muss nur lang genug danach suchen.