
Steimle staunt ...
Wissen Sie eigentlich, was ein "Pottsusen"-Imbiss mit Uwe Steimle vor dem Magdeburger Dom macht? Zuerst einmal: "fettche Foten". Und die muss sich der Dresdner Kabarettist und Schauspieler, der in Folge 3 von "Steimle staunt" tief in den uralten Magdeburger Kulturboden vorstößt, waschen. Und womit wäscht sich der geschichtsbewusste Magdeburger seit mindestens 800 Jahren die Hände? Mit einer Löwen-Aquamanile, volkstümlich "Gieß-Löwe" genannt.
Aber im Ernst: Mit dem Bronze-Leu reinigten sich schon die mächtigen Erzbischöfe der Stadt. Und zwar nicht nur Hand und Füße, sondern auch Herz und Seele. Denn ursprünglich diente das Löwentier als rituelle Gießkanne vor und während des Gottesdienstes. Und es führt Uwe Steimle zu den Ursprüngen von Handhygiene und Tischmanieren und zu weiteren wertvollen Bronzeartefakten, die man in der Magdeburger Altstadt gefunden hat. Wie eben auch den kostbaren Gieß-Löwen! Steimle fragt sich, warum gerade ein Löwe als Gießgefäß verwendet wurde...
Beim Blick in den Tresor des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, das nicht nur den Bronzelöwen bewahrt, staunt er über wertvolle Vergleichsstücke namentlich bekannter Meister. Und die belegen: Jawohl, die Löwen-Aquamanile wurde von Magdeburger Gießern produziert, genau wie die Bronzetüren der Sofien-Kathedrale von Nowgorod oder der legendäre Burglöwe von Braunschweig. Magdeburg war, da staunt der bestens aufgelegte Moderator nicht schlecht, einst das Hightech-Bronzeguss-Zentrum von Deutschland!
Auf seiner Spurensuche stößt Steimle in der Stadt, die vom legendären Kaiser Otto I. zur Lieblingspfalz erklärt und zu einer europäischen Metropole des Mittelalters gepusht wurde, auf einen mit Bronzeplatten gepflasterten Weg, rubbelt an einer Bronze-Nase, die Glück bringen soll und schlendert durch eine ottonische Kirche. Vielleicht exakt der Ursprungsort der Löwen-Aquamanile aus dem späten 12. Jahrhundert?
Und natürlich will Uwe Steimle wissen, wie die Figur gegossen wurde und ob es noch heute Meister gibt, die Glocken und Bronzeplastiken in der Technologie der "verlorenen Form" mittels Wachs und Lehm herstellen - so wie übrigens schon in der Antike Bronzeschwerter gemacht wurden. Eine echt heiße Angelegenheit.