Sokrates hinter Gittern

Sokrates hinter Gittern

Vor mehr als 2.000 Jahren erfand Sokrates eine Methode, sich des eigenen Wertesystems bewusst zu werden, die 'Sokratischen Gespräche'. Einfache Fragen, bei denen die eigene Lebenserfahrung ins Allgemeine abstrahiert wird, decken das eigene Wertesystem auf. Einsicht aus erster Hand war Sokrates Devise.

Was passiert, wenn man Schwerverbrecher mit dieser Methode konfrontiert? Im Jahr 2.000 ließ sich die Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel als einziges Gefängnis weltweit auf dieses Experiment ein. Viel erfolgreicher als Gespräche mit Sozialarbeitern und Psychologen führen die sokratischen Gespräche zu einer authentischen Veränderung.

Entlarven die Glorifizierung von Verbrecherehre und Bandenmentalität. Führen zu einer Entdeckung der eigenen Bedürfnisse, Sorgen, Ängste. Ein Jahr lang beobachten wir Gaston , Rainer , Gordon und Stefan und weitere Gefangene, die an den sokratischen Gesprächen teilnehmen. Ohne Voyeurismus, mit ruhigem Blick und - im wahrsten Sinne des Wortes - auf gleicher Augenhöhe, erleben wir Menschen, die sich auf die Reise zu der hässlichen Seite ihres Selbst begeben und diese Konfrontation aushalten müssen. Menschen in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit.

Zu welchen Veränderungen ist ein Mensch in der Lage? Wie weit ist es möglich, das eigene Wertesystem hinter sich zu lassen? Sind wir nur ein Spielball unserer Ansichten und Erfahrungen oder kann die Philosophie helfen, uns das Fundament der eigenen Persönlichkeit begreifbar zu machen?

Ein Film, der gleichermaßen universell und aktuell ist. Und der im Zuschauer eine gewisse Beunruhigung hinterlässt - lohnt es sich vielleicht, auch das eigene Wertesystem zu hinterfragen?

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