Sils-Maria und das Waldhaus

Sils-Maria und das Waldhaus

Kaum ein Dichter, Denker, Künstler oder Literat, der sich nicht in begeisterten Tönen zum magischen Licht des Oberengadin geäußert hat. So können Feriengäste nicht mehr auf die in den Silsersee hineinragende Halbinsel Chasté blicken, ohne an Nietzsches 'Zarathustra' zu denken, oder am Ufer des gefrorenen Sees nach Isola spazieren, ohne Anne Frank als Eisprinzessin Pirouetten drehen zu sehen. Sils-Maria ist für Thomas Mann 'der schönste Aufenthalt der Welt'. Es ist auch die Adresse eines einzigartigen Hotels, ein stolzes Haus, Zeuge der Vergangenheit. Am steilen Berghang über dem Silsersee ragt das Grandhotel Waldhaus empor, leuchtet aus dem Lärchenwald mit seinen Türmen und Erkern, Balkons und Veranden, einer Burg gleich, die das Tal beherrscht. Von seiner Gründung 1908 an beherbergte es die Großen der Zeit. Zu Anfang kamen die adeligen Gäste mit großem Gefolge und belegten ganze Etagen. Heute ist das Waldhaus ein Hotel mit Fünf-Sterne-Komfort, ohne Designerboutiquen und Allüren, mit der Patina des 19. Jahrhunderts. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Das Thomas-Mann-Zimmer ist unverändert. Hinauf ins Fextal ist das Geläut der Pferdekutschen zu hören, Autos sind nicht erlaubt. Immer noch sitzen die Besucher lesend in tiefen Sesseln im Salon und rühren beim Nachmittagskonzert in ihren Tassen. Und nach vier Generationen führt die gleiche Hoteliersfamilie das Waldhaus. Der Historiker Fritz Stern, seit der Kindheit Stammgast, erzählt von seiner besonderen Liebe zu Sils, dem für ihn kreativen Unterschied zu seinem Wohnort New York. Alexander Kluge spricht über den Hotelgast Adorno, durch den er in den 60er Jahren das Waldhaus kennenlernte. Seit einigen Jahren inspirieren Licht und Hotelszenario auch den Künstler Jonathan Meese: 'Ich bin Dekoration dieses Hotels', sagt er, 'und das finde ich super.

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