Selfie - Tod mit 16 in Neapel

Selfie - Tod mit 16 in Neapel

Nach dem Tod des 16-jährigen Davide Bifolco, der in Neapels Brennpunktviertel Traiano "versehentlich" von einem Polizisten erschossen wurde, der ihn für einen flüchtigen Mafioso gehalten hatte, wollte Filmemacher Agostino Ferrente Freunde von Davide kennenlernen. Er traf auf Alessandro, der in einer Bar kellnert, und dessen besten Freund Pietro, einen Arbeitslosen, der davon träumt, Herrenfriseur zu werden. Er überlässt den beiden ein Smartphone und bittet sie, im Selfie-Modus ihren Alltag in dem Viertel zu filmen, das als Camorra-Hochburg gilt. Das Drogendealen ist hier häufig die erste Einkommensquelle für die ansonsten arbeitslosen Jugendlichen.

Alessandro und Pietro dokumentieren einen Sommer lang ihr Leben in dem in der Urlaubszeit wie ausgestorbenen Viertel: ihre täglichen Spritzfahrten mit dem Moped, ihre Spaziergänge, ihre Gespräche über Zukunftsträume ebenso wie sehr private Momente. Natürlich sprechen sie auch über ihren Freund Davide, der nicht vorbestraft war, obwohl die Medien und der Justizapparat ihn nach seinem Tod als künftigen Kriminellen darstellten, um von ihrem versehentlichen Schuss auf einen Unschuldigen abzulenken.

Zentrales Element von "Selfie - Tod mit 16 in Neapel" sind Blicke. Der Film passt sich einer Ausdrucksweise an, die inzwischen alle sozialen Netzwerke beherrscht: selbst gefilmte Handy-Videos. Es ist der erste Dokumentarfilm, der in voller Länge im Selfie-Modus gedreht wurde. Das Dekor bildet eine Welt, in der der Beitritt zur Camorra keine freie Entscheidung ist, sondern scheinbar Teil einer Bestimmung. Alessandro und Pietro tun alles, um sich nicht den kriminellen Gesetzen ihres Umfelds zu beugen.

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