Schleuser, Schurken und der Papst

Schleuser, Schurken und der Papst

Papst Franziskus kämpft gegen modernen Menschhandel und hat 2014 die Santa Marta Group gegründet. Eine Art SOKO, die staatliche und kirchliche Verbrechensbekämpfung bündelt. Mit Erfolg?

Polizei, Kirche und Sozialarbeiter vereint gegen das Verbrechen: Wie funktioniert das? Sind staatliche Stellen überhaupt interessiert an einer solchen Allianz? Immerhin gibt es doch Interpol und Europol. Reporter Jürgen Erbacher will es genauer wissen.
Ende Oktober in Rom. Erbacher trifft den "Leitenden Kriminaldirektor" Dieter Schiffels. Beim BKA in Wiesbaden leitet er den Arbeitsbereich "Gewalt - und Schwerkriminalität". Hier in Rom nimmt er an einer Tagung der Santa Marta Group teil. Es ist bereits das vierte Treffen. Wie bewertet Schiffels das besondere Engagement von Papst Franziskus im Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution?? Und welche Bedeutung haben diese Themen in Deutschland?

Bei Gründung der Santa Marta Group haben sich 24 internationale Polizeivertreter in dem von Papst Franziskus initiierten Pakt verpflichtet, in ihren Ländern Netzwerke gegen den Menschenhandel aufzubauen. Mittlerweile sind Polizeivertreter aus über 30 Ländern dabei. Es scheint ein Erfolgskonzept zu sein. Neben der Santa Marta Group gibt es auch noch andere Initiativen des Vatikans, wie etwa die Tagung der Juristen Anfang Juni 2016 oder das Treffen von Religionsvertretern im Dezember 2014.
Die Fäden laufen bei Erzbischof Manuel Sánchez Sorondo zusammen. Er ist Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften. Am Sitz der Akademie, der Casina Pio IV., finden in der Regel die Treffen statt.
Warum Franziskus das Thema "Moderne Sklaverei" so wichtig ist, erklärt uns Antonio Spadaro. Der italienische Jesuit gehört zu den engsten Vertrauten von Papst Franziskus. Er führte im Sommer 2013 das erste große Interview mit dem Papst, in dem Franziskus entscheidende Grundlinien seiner Theologie und seines Verständnisses des Papstamts darlegte. Spadaro ist einer der theologischen Vordenker des Pontifikats.
Um die Motivation und das Handeln des Papstes besser zu verstehen, fährt Reporter Jürgen Erbacher nach Buenos Aires, die Heimat von Franziskus. Der hat damals in seiner Zeit als Kardinal schon die Arbeit von La Alameda unterstützt, einer nicht-kirchlichen Organisation. Erbacher trifft den Chef von La Alameda, Gustavo Vera. Als linker Politiker sitzt er im Stadtparlament von Buenos Aires und engagiert sich gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und moderne Sklaverei. Betroffene, die in der Textilindustrie unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten, erzählen Erbacher, wie sie sich mit Hilfe von La Alameda eine neue Existenz aufbauen konnten.
Und wie sieht es in Deutschland aus? Davon berichtet Schwester Lea Ackermann. Die Gründerin von Solwodi engagiert sich seit Jahrzehnten für die Rechte der Frauen sowie gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Eine junge Frau aus Nigeria schildert, wie sie mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und hier in die Prostitution gezwungen wurde. Durch die Hilfe von Solwodi kann sie heute ein normales Leben führen.

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