Schlafende Väter

Schlafende Väter

Katharina, Marius und Malte verbindet nichts ausser dieser eine Verlust: Ihre Väter starben aufgrund eines HIV-verseuchten Präparates für Bluterkranke. Die Filmemacherin Julia Geiss macht sich auf die Suche nach den Vätern, die in aller Stille starben. Es ist auch eine Suche nach ihrem eigenen Vater. - In den 1980er-Jahren steckten sich in Deutschland mehr als 1500 Menschen, die an der Bluterkrankheit Hämophilie litten, mit HIV-verseuchten Blutpräparaten an. Es war der sogenannte Bluterskandal. Mehr als tausend Männer starben. Zurück blieben die Familien, 217 Kinder. Eines davon ist Julia Geiss. Ihr Vater war Bluter und verstarb 1992 an Aids. Offiziell hiess die Todesursache damals «Leberversagen». Auch in der Schweiz wurde bei 67 Hämophilen das HI-Virus nachgewiesen - viele sind in der Zwischenzeit gestorben.
Die Pharmafirmen schienen anfänglich für die Bluter ein Segen zu sein: Bei der Erbkrankheit Hämophilie gerinnt das Blut nur langsam oder gar nicht. Äusserliche und innerliche Blutungen können lebensgefährlich werden. Die Behandlung mit Gerinnungsfaktoren galt deshalb fast wie ein Wundermittel. Es wurde aus Blutplasma von Spendern gewonnen.
Die beteiligten Firmen wussten, dass in diesen Produkten HI-Viren sein können. Doch sie nahmen die Präparate zunächst nicht vom Markt. Der Dokumentarfilm «Schlafende Väter» zeigt, wie die Krankheit Aids vor 30 Jahren unschuldige Familien überkam und wie sich die Geschichte des Bluterskandals in den Kindern fortschrieb. - Julia Geiss stellt drei junge Erwachsene ins Zentrum ihres Dokumentarfilms. Die 28-jährige Katharina Huber erinnert sich, wie erstaunt sie war, als ihr Vater wegen einer Erkältung auf die Intensivstation kam und kurze Zeit später verstarb.
Marius Ziegert ist heute 24 Jahre alt. Er bekommt jeden Monat Geld für den Verlust seines Vaters, aus einem Fonds der Pharmaindustrie. Er stelle sich manchmal vor, wie es wäre, wenn sein Vater abends einfach nach Hause käme.
Malte Schürmanns Vater war Pfarrer. Auf den Tod seines Vaters angesprochen, habe er immer gesagt, dass er durch Medikamente mit HIV infiziert worden sei, sagt der 31-jährige und fügt an: «Er konnte doch nichts dafür». - Julia Geiss, die Filmemacherin, erzählt ihre eigene Geschichte mithilfe von Rita d'Avis - der engagierten Rechtsanwältin, die für viele Hinterbliebene eine Entschädigung erstritten hat. Sie vertrat auch Julia Geiss' Vater. Julia Geiss wollte keinen Rachefeldzug gegen Politiker und Pharmafirmen führen. Ihr Film sollte vielmehr Spuren abbilden, die dieser Schicksalsschlag bei Menschen hinterlassen hat.

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