Ruhestand - eine Herausforderung

Ruhestand - eine Herausforderung

Florian Kienzerle hat viele Jahre als Leiter einer Caritas-Einrichtung gearbeitet, bevor er in den Ruhestand ging. Eigentlich hatte er sich auf einen entspannten Lebensabend gefreut. Doch mit der Umstellung kam er zunächst nicht zurecht. Daheim fühlte er sich als bessere Haushaltshilfe und die Hobbys erfüllten seine Tage auch nicht wie geplant. Es musste sich etwas ändern.

Karl Heinz Jacob war sein Leben lang mit Leib und Seele Kriminalbeamter. Doch dann konnte er in den vorgezogenen Ruhestand gehen. Er besuchte extra ein Seminar zur Vorbereitung und schmiedete Pläne. Das Haus und den Garten wollte er in Ordnung bringen und vor allem viel um die Welt reisen. Mit seiner Partnerin, die zehn Jahre jünger ist. Die hatte sich aber längst ihre eigenen Gedanken zu seiner Pensionierung gemacht.

Burkhard Brück ist 73. Ein Bär von einem Mann mit vollem weißen Haar und einer kräftigen Stimme. Vor acht Jahren hatte er seine Hausarztpraxis an einen jüngeren Kollegen übergeben. Auch er wollte seinen Lebensabend in vollen Zügen genießen. Doch bereits kurz darauf half er als Urlaubsvertretung in einem Krankenhaus aus. Es gefiel ihm, dass sein Rat noch gebraucht wurde, und außerdem konnte er den Zusatzverdienst ganz gut für die geplanten Wohnmobil-Reisen mit seiner Frau verwenden. Heute, acht Jahre später, arbeitet Burkhard immer noch als Arzt im Krankenhaus. Und obwohl er bald Mitte 70 ist, denkt er nicht ans Aufhören.

SWR Autor Christian Gropper hat drei Rentner über mehrere Jahre hinweg begleitet. Vom Beginn ihrer Rente bis heute fünf Jahre danach. Besonders Männern fällt der Wechsel in diesen Lebensabschnitt oft schwer. Von einem auf den anderen Tag fehlt die Bestätigung durch den Beruf. Das Selbstbild vom starken Geschlecht, vom Ernährer der Familie bekommt Kratzer.

Sind sie damals in ein Loch gefallen? Und wenn ja, haben sie wieder herausgefunden?

Können sie heute den Lebensabend so gestalten, wie sie es sich einmal vorgestellt haben? Ist der Ruhestand womöglich kein "Ruhestand", sondern eine Phase der ständigen Neuorientierung und damit eine große Herausforderung?

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