Rivalen am Rhein

Rivalen am Rhein

Wer hat den größeren Rosenmontagszug? Wer den längeren Rheinufertunnel?
Wer das bessere Bier, die bessere Lebensart? Kein Thema, bei dem nicht
argwöhnisch rheinauf- beziehungsweise rheinabwärts geschielt wird, kein
Bereich in dem man sich nicht misst. Immer in Sorge, der andere könnte
schöner, schneller oder besser sein.

Köln und Düsseldorf - die beiden ungleichen Schwestern vom Rhein. Köln,
die mittelalterliche Metropole, Düsseldorf, die Landeshauptstadt. Beide
trennen keine 40 Kilometer - so nah und doch so fern.

Seit wann gibt es diese Konkurrenz? Schon immer, sagen die Kölner und
meinen damit seit den Römern, wie die Historikerin Claudia Stoltenhoff
auf ihrer Städtetour über die Rivalität der beiden Rheinstädte zu
erzählen weiß. Und damals, so der Kabarettist Jürgen Becker, war
Düsseldorf noch die Pferdeweide der Kölner und überhaupt herrschte noch
sehr lange 'Tote Hose' im Dorf an der Düssel, weshalb die beste Band aus
Düsseldorf denn auch so hieße. Die wiederum habe 'Eier' bewiesen, so
Wolfgang Niedecken, als sie im Müngersdorfer Stadion den
Westernhagen-Song (notabene ein Düsseldorfer) 'Ich bin froh, dass ich
kein Dicker bin' in 'Ich bin froh, dass ich kein Kölner bin' umtexteten.

Der eigentlich Ursprung der Rivalität geht auf die Preußen-Zeit zurück
und fand in den späteren Oberbürgermeistern Robert Lehr und Konrad
Adenauer zwei leidenschaftliche Streiter für ihre Städte. Wobei sich
letztgenannter sehr erfolgreich für sein Köln in die Bresche warf. Denn
nach dem Krieg musste das völlig zerstörte Köln viele Rückschläge und
eine schreckliche Kränkung einstecken: Nicht Köln, sondern das Dorf an
der Düssel wurde die Landeshautstadt des neuen Bundeslandes NRW. 'Eine
massive narzisstische Kränkung' diagnostiziert der Kölner Psychologe
Stefan Grünewald, auch wenn die Kölner damit fertig werden, denn niemand
liebt seine Stadt heftiger als die Kölner. Dabei habe Köln das Pech,
ausgesprochen hässlich zu sein, kontert der Düsseldorfer
Karnevalszugbauer Jacques Tilly, der an den Kölnern kaum ein gutes Haar
lässt, aber ihnen immerhin Nachhilfe in der Technik des Wagenbaus
anbietet. Nicht alle Düsseldorfer sind oder waren schon immer so
selbstbewusst.

Denn auch Hauptstädter zu sein will gelernt sein. So erinnert sich der
ehemalige Bau- und Sportminister Michael Vesper an seine Jugendzeit in
Düsseldorf, dass ein wahrer Minderwertigkeitskomplex gegenüber den
Kölnern herrschte. Köln war cooler, angesagter, großstädtischer. So sah
das auch der Galerist Rudolf Zwirner, der die 'Art Cologne' erfand und
damit den knallharten Konkurrenzkampf um den Ruf als die deutsche
Kunstmetropole zwischen den beiden Rheinstädten lancierte. Düsseldorf
war geschniegelt und eher 'uptown', während Köln cool und eher
'downtown' war. So lockte Zwirner dann auch die besten Düsseldorfer
Künstler Gerhard Richter und Sigmar Polke in die Domstadt.

Der Film 'Rivalen am Rhein' zeigt 'alte' Rivalitäten der beiden
Schwestern am Rhein anhand ungewöhnlicher Geschichten, überraschender
Ansichten, interessanter Analysen und der nötigen Unparteilichkeit.

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