Ritterblut - Verliebt in einen Knacki

Ritterblut - Verliebt in einen Knacki

Eine Frau verliebt sich in einen Verbrecher; schreibt, besucht und kämpft für einen Mann, den sie erst hinter Gittern kennengelernt hat. Dieses Phänomen kennt man in allen Gefängnissen. Die Geiselnehmer aus Gladbeck haben beide im Gefängnis geheiratet - und sich wieder scheiden lassen. Anders Behring Breivik wird in seiner Zelle mit Kontaktangeboten überschüttet, der legendäre Prostituiertenmörder Jack Unterweger hatte eine Beziehung zu seiner Rechtsanwältin. Die allermeisten dieser Beziehungen scheitern. Wenn nicht noch im Gefängnis, dann spätestens, wenn er (Männer, die sich in inhaftierte Frauen verlieben, sind nahezu unbekannt) rauskommt. Was zieht diese Frauen an?

Es gibt wenige Frauen, die sich trauen, darüber zu sprechen. Sie haben Angst vor einer negativen Reaktion ihrer Umwelt. Noch seltener gibt es Frauen, die vor einer Kamera offen darüber reden. Und eine absolute Ausnahme sind Frauen wie Marion, die sich im Laufe des Kennenlernen-Prozesses von einer Kamera begleiten lassen.
Marion (48) lebt in Norddeutschland. Sie ist Krankenschwester, geschieden, ihre Tochter studiert in einer anderen Stadt. Immer wieder hatte sie längere und kürzere Beziehungen. Jetzt ist sie schon seit längerem wieder allein. An Neujahr hat sie deshalb einen Brief an Gott geschrieben. Er möge ihr einen Mann schicken, der sie beschützt und liebt. "Einen, der noch Ritterblut in sich trägt und der ein gutes Herz hat und mich liebt, wie ich es verdiene, geliebt zu werden." - Wenige Wochen später sieht sie im Fernsehen einen Dokumentarfilm über Gefängnisse, kurz darauf eine Talkshow über das gleiche Thema. Sie erfährt, dass Gefangene gerne Kontakt nach außen suchen, weil sie im Knast so allein sind. Am Bildschirmrand wird eingeblendet, wie man Kontakt zu Gefangenen bekommen kann: über jailmail.de, eine Website, die Kontaktanzeigen von Gefangenen veröffentlicht. So stößt Marion auf Rudi (48). Sie schreibt ihm einen kurzen Brief, es kommen zehn Seiten zurück. Nach mehreren Briefen besucht sie ihn in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal. 600 Kilometer entfernt von ihrem Heimatort, acht Stunden Fahrt. Nach vier Besuchen und fast hundert Briefen sagen beide: Es ist Liebe. "Ich habe so eine tiefe Verbundenheit zu ihm. Und es tut mir gut", sagt sie. "Aber ich konnte es bislang nicht ausleben." Für Rudi steht fest: "Für mich ist es die absolute Traumfrau." - Insgesamt 23 Jahre hat er wegen verschiedener Delikte hinter Gittern verbracht. Jetzt hat er noch knapp anderthalb Jahre im Gefängnis vor sich. Wenn er entlassen wird, so beschließen die beiden, wird er zu ihr ziehen. Marions Eltern, ihre Tochter, ihre Freundin sind entsetzt. Sie haben Angst um sie. "Wer weiß, wen Du Dir da ins Haus holst", warnen sie sie.
Der Film begleitet das Paar beim Schritt vom Gefängnis in die Freiheit: beim Besuch hinter Gittern, wenn er zum ersten Mal Ausgang hat; im offenen Vollzug, wenn die Probleme beginnen. Wird er vorzeitig entlassen, oder schmeißt er alles hin, und geht freiwillig vom offenen zurück in den geschlossenen Vollzug? Dort hätte er wieder eine Einzelzelle und weniger beruflichen Stress, er und Marion könnten sich aber viel seltener sehen. Wie ist es, wenn Liebe, die hinter Gittern begann, auf Wirklichkeit stößt? Kann er ihren Ansprüchen im Alltag gerecht werden? Wird sie genügend Geduld aufbringen, wenn er sich mit seiner wiedergewonnen Freiheit anfreundet? Auf welche Probleme und an welche Grenzen werden die beiden stoßen?

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