Retortenbabies

Retortenbabies

Retortenbands sind Popgruppen, deren Mitglieder sich nicht selbst zusammenfinden, sondern von der Musikindustrie, meist bekannten Produzenten oder Managern, nach rein kommerziellen Gesichtspunkten zusammengestellt werden. Hintergrund ist der Wunsch der Musikproduzenten, alle Aspekte des Geschäfts vollständig zu kontrollieren. Die Geschichte dieser Produzentenmusik mit echten oder gecasteten Stars ist so alt wie das Musikgeschäft selbst. Zu Zeiten Frank Sinatras und Bing Crosbys war es üblich, dass Produzenten die Songauswahl der Sänger bestimmten. Das Songmaterial stammte meist aus den professionellen Musikschmieden der Tin Pan Alley in New York. Erst mit den Beatles und anderen Rockgruppen, die ihr Material selbst schrieben, endete diese für Produzenten äußerst profitable Ära. Aber immer wieder hat es Anstrengungen seitens der Musikindustrie gegeben, perfekte Popstars beziehungsweise ideale Popgruppen zu schaffen, die dem Geschmack eines möglichst breiten, meist rein jugendlichen Publikums entsprechen. Angefangen mit den Monkees, ist die Popgeschichte von den 60er Jahren bis heute durchzogen von höchst erfolgreichen Gruppen und Einzelinterpreten, die ihre Karriere entweder dem genialen Einfall eines Produzenten oder einer Casting-Auswahl verdanken. Die Dokumentation beschreibt die Geschichte einiger dieser Kunstprodukte und untersucht die Methoden, mit denen Retortenbands aufgebaut werden, die einzig und allein der möglichst großen Profitmaximierung dienen. Dabei wird auch die Motivation der Zielgruppe thematisiert, sich von dieser künstlichen Plastikwelt manipulieren zu lassen. Krönender Abschluss dieser Entwicklung sind die Casting-Shows der letzten Jahre und deren falsche Versprechen, dass jeder ein Popstar werden könne. Sie belegen, wie die Industrie selbst an Misserfolgen noch Geld verdient.

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