Rennfieber

Rennfieber

Schleizer Dreieck, Hohenstein-Ernstthal, Sachsenring - das sind Namen, bei denen die Motorsportfans der einstigen DDR leuchtende Augen bekommen. 'Das war für uns mehr Wert als Weihnachten. Das waren unsere Feiertage. Und so ist es heute noch', sagt Hans-Georg Plättner aus Leipzig. Hunderttausende lockten die Rennen in den 1950ern manchmal an die Pisten, die Ränge zum Bersten gefüllt. Es sind wahre Volksfeste, die die Leute für ein paar Stunden von ihren Alltagssorgen im Nachkriegsdeutschland und dem real existierenden Sozialismus ablenkten. Gefahren wurde so ziemlich mit allem, was einen Motor und vier Räder hatte. Und mit dabei bis in die 1970er-Jahre waren auch Fahrer und Rennwagen aus dem Westen: SEG-Wartburg gegen Porsche. Doch 1973 kam das Aus für den gesamtdeutschen Rennwettbewerb, der Motorsport in der DDR wurde Privatsache, Nische für Freunde des Adrenalins und passionierte Bastler. 'Sie glauben gar nicht, was sich die Techniker damals haben einfallen lassen, um aus so einem braven Wartburgmotor ein Raubtier zu machen', sagt Lutz, seit Jahrzehnten 'Schrauber' und Rennfahrer aus Dresden. Und heute, nach einer kurzen Nachwendepause, treffen sie sich wieder, die Rennverrückten. Im tschechischen Most zum Beispiel. Mit ihren Rennpappen, ihren heißen Kisten, mit Sack und Pack, Kind und Kegel.

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