Rebellische Sounds einer Pariser Vorstadt
Die Dokumentation von Jean-Pierre Thorn befasst sich mit einem halben Jahrhundert musikalischer Rebellion, in dem Rock'n'Roll, Punk, Hip-Hop und Slam zu Waffen der Jugend in den französischen Vorstädten wurden. Zutiefst in ihrer Identität verunsichert, sind diese Jugendlichen die Opfer von gesellschaftlichen Umwälzungen, politischen Enttäuschungen und stigmatisierenden Angriffen der französischen Politik, die sie sogar als 'Gesindel' bezeichnete. Nach und nach fügten sich diese Bewegungen zu einer Gegenkultur, die - jenseits der in Auflösung begriffenen traditionellen Werte der 'roten Vorstädte' - völlig neue Codes erfand: Wörter und Klänge, eine andere Art, sich zu bewegen und den Alltag bunter zu gestalten, neue Formen des Schreibens und Denkens. Einer Jugend, die sich selbst als ausgegrenzt fühlt, bietet die Musik Halt und die Möglichkeit, einen Platz in ihrem Lebensumfeld zu finden. Entgegen allen Klischees erweisen sich die Vorstädte dank ihrer vielfältigen Einflüsse als unglaublich kreative Orte. Das Departement '93' (Seine-Saint-Denis) im Nordosten von Paris hat den Ruf, in Sachen Musik ganz besonders kreativ zu sein. Dem konnten auch die Angriffe vonseiten der Politik nichts anhaben, die seit den 60er Jahren zu beobachten sind. Besonderen Wert legt die Dokumentation auf die Begegnungen mit den Musikern und DJs. Viele haben die Kunst ihrer Zeit revolutioniert. Deutlich wird dabei auch, dass diese aus den Ghettos der französischen Vorstädte stammenden Künstler - ohne es zu wissen - in der Jazztradition der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre stehen. Zu Wort kommen in der Sendung so unterschiedliche Musiker wie der Schlagzeuger Daniel Baudon von den 'Sixties Memory', der Akkordeonist Marc Perrone, der Gitarrist Loran der Punkband 'Bérurier Noir', die Rapper Dee Nasty und Lionel D, ebenso wie die Jungs von NTM und die Rapperin Casey, der Poetry-Slammer Grand Corps Malade, Yo sowie der Hip-Hoper D' de Kabal.