Putins Generalprobe

Putins Generalprobe

Die Fußballweltmeisterschaft 2018 ist das Prestigeprojekt von Russlands Präsident Wladimir Putin - und bittet in wenigen Tagen zur Generalprobe. Der Confederations Cup mit acht Nationen inklusive des Weltmeisters Deutschland steht an und soll demonstrieren, wie gut die Vorbereitungen auf das größte Fußballfest der Welt laufen. Die ARD blickt mit "Putins Generalprobe" hinter die Kulissen des Mega-Events, wo Kostenexplosionen, Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Rassismus die Agenda bestimmen und zeigt, dass die von Putin versprochene WM auf "höchstem Standard" noch in weiter Ferne liegt.

Stattdessen ist der Confederations Cup eine Hochrisikoveranstaltung für den Gastgeber: Die Exzesse russischer Hooligans während der EM in Marseille sind noch im Gedächtnis. Die ARD spricht mit Drahtziehern der Ausschreitungen, die Verbindungen zur politischen Führung des Landes haben, und zeigt ihren Blick auf die WM 2018.

Das Autorenteam von SWR und WDR geht darüber hinaus der Frage nach, mit welchen Winkelzügen nach schlechtem Vorbild der Olympischen Skandalspiele von Sotschi 2014 dutzende Millionen in den Taschen putintreuer Oligarchen versickern, die am Stadionbau verdienen. Währenddessen haben Arbeiter dort teilweise seit Monaten auf ihren Lohn gewartet. Und Arbeitsschutzgesetze sind ohnehin schon seit langem ausgehöhlt - extra wegen der WM.

Und die FIFA? Für den Weltfußballverband FIFA und ihren Präsidenten Gianni Infantino kommt der ConfedCup zu einer Zeit, in der erneut deutlich wurde, was ihre Reformbeteuerungen wert sind: Auf dem FIFA-Kongress Mitte Mai in Bahrain, zu dem einer der Autoren dieser Dokumentation von den bahrainischen Behörden ein Einreiseverbot ausgesprochen bekam, hat sie die Chefs der Ethikkommission und damit ihre kritischsten Stimmen kalt gestellt. Für den FIFA-Präsidenten, der enge Verbindungen zu milliardenschweren russischen Oligarchen pflegt, wird der Confederations Cup ein Gradmesser, wieviel der Fußball-Weltverband wirklich gelernt hat, aus der größten Krise seiner Geschichte: Wie steht die FIFA zu den Arbeitsbedingungen im WM-Land? Was tut sie gegen Hooligans und Rassismus in Russlands Stadien? Was sagt sie zu Putins Einschränkung der Demonstrationsrechte? Die wohlklingenden Worte von Toleranz, Fairplay und der Einhaltung von Menschenrechten scheinen erneut von der Realität eingeholt zu werden.

Bewertung

0,0   0 Stimmen