Polen und seine Deutschen

Polen und seine Deutschen

Deutsche in Polen? Das klingt für viele in Deutschland nicht nach europäischer Gegenwart, sondern nach Vergangenheit, nach Krieg und Vertreibung, nach politischem und ideologischem Streit. Tatsächlich liegt ja über den deutsch-polnischen Beziehungen vielfach immer noch der Schatten der Vergangenheit, vor allem des Zweiten Weltkriegs, der vor genau 70 Jahren mit dem Überfall der Wehrmacht begann. Dabei hat sich in Westpolen, im ehemals deutschen Schlesien, in den vergangenen Jahren eine überraschende europäische Erfolgsgeschichte ereignet. Bis 1989 gab laut offizieller Statistik gar keine Deutschen mehr in Polen. Dabei hatten immerhin fast zwei Millionen Deutsche 1946 unter dem Druck der drohenden Vertreibung die polnische Staatsbürgerschaft angenommen. So konnten sie in der Heimat bleiben, aber als Polen. Deutsche Sprache und Kultur wurden zu Zeiten des Kalten Krieges mit wenigen Ausnahmen rigoros unterdrückt. Auch deshalb verließen viele der Deutschen und Deutschstämmigen Polen als Spätaussiedler. Erst mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 wurde eine Anerkennung der Deutschen und Deutschstämmigen als Minderheit in Polen möglich. Etwa 300.000 Menschen umfasst diese Gruppe. Heute ist Polen bereits seit zehn Jahren Mitglied der EU - und Westpolen, das ehemalige Schlesien, eine Region, in der friedliche Nachbarschaft und kultureller Austausch tatsächlich gelebt werden. Der Dokumentarfilmer Hans-Dieter Rutsch hat im ehemaligen Schlesien Menschen besucht, die sich nach 1989 als polnische Staatsbürger zu ihrer deutschen Herkunft bekennen, und solche, die als Deutsche nach Polen gegangen sind, um an die Geschichte der eigenen Familie anzuknüpfen. An ihren Lebenswegen werden die Konfliktlinien, aber auch die Annäherungen zwischen Deutschen und Polen spürbar, von der Vertreibung und dem Bleiben unter polnischer Flagge, über den Alltag in der deutschen Minderheit bis zur Wende 1989, die eine Rückkehr bzw. neue Anfänge von Deutschen in Polen möglich gemacht hat.

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