Poesie in Sandstein - 300 Jahre Dresdner Zwinger

Poesie in Sandstein - 300 Jahre Dresdner Zwinger

Sie sind zurück, die Orangenbäumchen im Dresdner Zwinger. Vor 300 Jahren waren sie der letzte Schrei. Gut 1.000 Zitruspflanzen orderte August der Starke in Italien. Wer nördlich der Alpen solche exotischen Gewächse besaß, verstand es zu leben. Kunsthistoriker Dirk Welich erklärt: "Ein einziger Baum kostete damals auf der Leipziger Messe 200 Taler. Wer sich den leisten konnte, der hatte einfach Potential. Der konnte mit Fug und Recht großmachtpolitisch angeben." Und genau darum ging es August dem Starken.

Der Kurfürst beauftragte 1709 seinen Hofarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann mit dem Bau einer Orangerie im Festungswall. Gemeinsam mit dem Hofbildhauer Balthasar Permoser gelang es, ein einmaliges Ensemble zu schaffen. Ein Gesamtkunstwerk, das bis heute Millionen Menschen im Jahr begeistert. Christoph Striefler, der Direktor der sächsischen Schlösser, Burgen und Gärten, meint zu wissen warum: "Bei einem Schloss kann man sagen, das ist so ähnlich wie ein Schloss, bei einer Gemäldesammlung, so ähnlich wie eine Gemäldesammlung, aber der Zwinger ist einzigartig. So etwas gibt es kein zweites Mal auf der Welt."

Richtig fertig wurde der Zwinger erst über ein Jahrhundert später, als Gottfried Semper die alten Baupläne noch einmal studierte und das barocke Ensemble zur Elbe hin mit einem klassizistischen Gebäude ergänzte. Die Sempergalerie beherbergt heute die berühmte Sixtinische Madonna. Der Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 machte in einer Nacht alles zunichte. Der Kameramann Ernst Hirsch erinnert sich noch an die Ruinen und auch daran, dass gleich nach dem Krieg viele Dresdner sofort im Zwinger mit anpackten. "Ich weiß bis heute nicht, woher die Menschen damals die Kraft dazu hatten. Sie leisteten Unglaubliches". Ununterbrochen fotografierte und filmte der Dresdner dort, beobachtete die Handwerker und Restauratoren. Für den 83-Jährigen ist der Dresdner Zwinger das Thema seines Lebens.

Bis heute haben im Dresdner Zwinger die Restauratoren das Sagen. 300 Jahre sind eine lange Zeit für solch ein Bauwerk. Die Sandsteinskulpturen müssen geschützt und gepflegt werden. Daran werde sich auch in den nächsten 300 Jahren nichts ändern, meint der Meister der Zwingerbauhütte Ralf Schmidt. "Wenn ich über den Zwingerhof zwischen den Besuchern laufe und dann Sätze höre wie 'Ach, das ist aber schön!' - dann brauche ich nichts anderes, dann bin ich einfach glücklich."

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