Plötzlich Tatortreiniger
Blut, Müll, Verwesungsgeruch? Kein Problem für Ralf Stark. Der 39-jährige Güstrower ekelt sich vor fast gar nichts. Als ihm nach einer frustrierenden Zeit der Arbeitslosigkeit die Decke auf den Kopf zu fallen droht, fasst er den Entschluss, aus seiner Fähigkeit, sogar den widerwertigsten Dreck zu ertragen, eine Geschäftsidee zu machen: als Tatortreiniger. Sogenannte Messiwohnungen, um die auch hartgesottene Reinigungskräfte einen großen Bogen machen, will er blitzblank hinterlassen. 'So, als ob nichts gewesen ist, das ist mein Motto', erzählt Ralf Stark. Ein schlüssiger Businessplan und seine frühere Berufserfahrung als Bestatter überzeugen das Arbeitsamt und auch die ersten Hausverwaltungen in Mecklenburg-Vorpommern. Schnell spricht sich herum, dass der weiße Transporter mit dem überdimensionalen Fingerabdruck auf der Seite jemandem gehört, den der Tod nicht schreckt. Einem, der mit etwas Geld verdienen will, was alle anderen ablehnen. Ralf Stark ist der erste und immer noch einzige Tatortreiniger im Bundesland. Aus gutem Grund, wie sich schon bald herausstellt. Auch wenn oft in den Zeitungen über Messiwohnungen berichtet wird, sind sie die Ausnahme, auch Mord, Totschlag und blutige Suizide sind glücklicherweise immer noch die Ausnahme in Mecklenburg-Vorpommern. Starks Auftragsbücher bleiben schlichtweg leer. Was ist zu tun? Aufgeben? Für die Dokureportage hat ein NDR Team Ralf Stark über ein halbes Jahr begleitet und Höhen und Tiefen der schwierigen Selbständigkeit mit der Kamera eingefangen.