Pierin Vincenz - Aufstieg und Fall eines Starbankers - Portrait eines Kantengängers

Pierin Vincenz - Aufstieg und Fall eines Starbankers - Portrait eines Kantengängers

Pierin Vincenz galt schon lange als absturzgefährdet. «Das Magazin» porträtierte ihn 2013 unter dem Titel «Der Kantengänger». Und stellte fest: Er sei der schillernde Chef einer braven Bank. Von 1999 bis 2015 stand er als CEO an der Spitze der Raiffeisen. Er habe in dieser Zeit «Schub gegeben», sagt Vincenz, «brutal Schub». Er verdoppelte die Bilanz und das Personal und machte das einstige «Buurebänkli» zur drittgrössten Bank der Schweiz. Die Raiffeisen wurde unter ihm «systemrelevant» - und Vincenz zu einem der mächtigsten Wirtschaftsführer des Landes.

Entscheidend für seinen steilen Aufstieg war sicher das Jahr 2008. Im Zuge der sogenannten «Subprime-Krise» verkam das Wort «Banker» quasi über Nacht zum Schimpfwort. Einst gefeierte Topmanager wie Marcel Ospel und Lukas Mühlemann wurden zu Reizfiguren: zu Karikaturen raffgieriger Wirtschaftskapitäne, frei von jeglichem Verantwortungsgefühl, letztlich nur ihren Boni verpflichtet. Pierin Vincenz war eine Art Gegenentwurf zu diesen «bad bankers». Ein hemdsärmeliger Bündner, der in Zeiten der Gier zu Bescheidenheit und Vernunft mahnte.

«Reporter» zeichnet den Aufstieg und den Fall des einstigen Starbankers nach - massgeblich ausgelöst durch den Wirtschaftsjournalisten Lukas Hässig. «Ich war mindestens so perplex wie alle anderen, als Pierin Vincenz in U-Haft gesetzt wurde», sagt Hässig, «ich bin fast ein wenig erschrocken.» Wie konnte es so weit kommen, dass Vincenz, der 2008 noch als «Schweizer des Jahres» nominiert war, 2018 vor den Haftrichter musste?

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