Peer Gynt

Peer Gynt

Wahrheit, Wahn und Fantasie - kurz Wunsch und Realität verschwimmen, wenn sich Peer Gynt auf der Suche nach dem eigenen Ich in immer neue Abenteuer stürzt. In Henrik Ibsens Drama versucht Peer Gynt dem Kaleidoskop von Eindrücken und Geschichten, das ihm seine Reise offenbart, seine eigene Identität abzuringen. Regisseur Uwe Janson hält sich nicht an die ursprüngliche Dramenvorlage, sondern verlegt den Ort der Handlung: Peers rastlose 'Flucht nach vorn' ist bei Janson eine Reise entlang von Gewässern, in denen sich Peers Fantasie spiegelt. Begegnungen mit bizarren Gestalten fungieren als Weichensteller für die weiteren Verzweigungen seines Lebensweges, geben den Blick frei auf Peers innere Tumulte und die verschiedenen Persönlichkeiten, die ihm innewohnen. 'Peer Gynt' wird auch als 'Faust des Nordens' bezeichnet, dem Mephisto offensichtlich in der ruhelosen Seele sitzt. Robert Stadlober als Hauptdarsteller gibt Peer einen spitzbübischen Charakter, rebellisch und emotionsgeladen. Bereits als junger Peer ist er auf der Suche nach der Liebe, jedoch immer begleitet von der Urangst des durch den mephistophelischen 'Knopfgießer' personifizierten Todes, verkörpert von Ulrich Mühe. Peers Mutter Aase und seine große Liebe Solveig bilden die beiden weiblichen Bezugspunkte seiner dramatischen Existenz, deren Lebenslinien ihn zurück zu seinen Ursprüngen führen, auf der Suche nach der Liebe als einzig mögliche Erlösung von Lebensgier und Tod. Peer erlebt sich als Zwiebel, schalenreich, aber kernlos: als Mensch ohne Persönlichkeit. Es ist die Lebensreise eines Träumers, der 'sich selbst genug' ist, ohne jemals wirklich 'er selbst' zu sein - einer, der sich mit Lügen und Betrügereien durchs Leben schummelt. Vor lauter Selbstverwirklichung hat er das Leben verpasst und erkennt, dass sein Ich auf der Strecke geblieben ist.

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