Paul Sahner - Geschichten eines Promireporters

Paul Sahner - Geschichten eines Promireporters

Wer wissen will, wie Fritz Wepper seine späte Vaterschaft verkraftet, wie verlassen sich Anna Netrebko wirklich fühlt, wie sich Boris Becker wieder mal verhauen hat, erfährt dies seit Jahrzehnten verlässlich von Paul Sahner in der Bunten. Wie kein anderer hat der Promi-Reporter das Vertrauen der deutschen Prominenz und das seiner Leser gewonnen, er ist der "elder statesman" des deutschen Boulevards. Über 3.000 Interviews hat er in seinem Reporterleben schon geführt, auch mit internationalen Größen wie dem Dalai Lama und Richard Gere, Michael Jackson und Nelson Mandela. Er hält oft Jahrzehnte den Kontakt zu den Prominenten, über die er schreibt, baut ein persönliches Verhältnis auf, und behauptet dennoch von sich, mit den allerwenigsten befreundet zu sein.

Die Dokumentation begibt sich mit Paul Sahner in die Welt des Boulevards. Bei der Geburtstagparty von Henry Maske lässt ihn Günther Netzer abblitzen, im Interview mit Fritz Wepper und dessen Tochter Sophie ist die junge Frau so verschlossen wie der Papa warme Worte für die Bunte findet.

Für manchen wurde Sahner zum Verhängnis. Nach elf Jahren trifft er zum ersten Mal wieder mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping zusammen, den er einst baden gehen ließ. Die Geschichte über den im Pool planschenden Minister und seiner Gräfin Pilati wurde zu einem Top-Titel der Bunte, stellte diesmal den Stern in den Schatten.

Paul Sahner verkracht sich nur selten. Karl Lagerfeld, der dem Burda-Verlag nahe steht, möchte wegen eines unautorisierten Buchs nichts mehr mit ihm zu tun haben. Seehofers uneheliches Töchterchen auf dem Bunte-Cover hat ihm der CSU-Politiker bis heute nicht verziehen.

Der Boulevard-Journalismus ist mittlerweile ein besonders hartes Geschäft, exklusive Geschichten werden immer schwieriger. Viele Prominente beichten Privates lieber selbst im Netz. Paul Sahner schreibt jedoch nur über Promis, wenn es eine Geschichte dahinter gibt, er sie auch tatsächlich treffen kann und über ihren Gefühlshaushalt Bescheid weiß.

Bei einer Homestory bei den Sahners im Chiemgau bekennt Sahner, dass die Promiwelt eine Scheinwelt ist, von der man auch mal eine Pause braucht.

Autorin Nicola Graef fragt bei Sahners Vorgesetzten, der Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel und dem Verleger Hubert Burda nach. Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger erinnert sich, wie Sahner in ihrer Sendung in einem Beichtstuhl Rede und Antwort stehen musste. Hans Leyendecker, politischer Journalist der Süddeutschen Zeitung, charakterisiert den Stil des Kollegen. Charles Schumann, Deutschlands prominentester Barchef sagt ihm, dass er nichts damit anfangen kann, wenn in seinem oder dem Leben anderer "herumgeschnüffelt" wird.

Sahners Plaudertaktik brachte ihm schon diverse Titel wie "Zungenlöser" ein. Im Juni wird Paul Sahner 70 und will sich mehr aufs Bücher schreiben verlegen.

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