Ottfried Fischer und sein Freund Parkinson

Ottfried Fischer und sein Freund Parkinson

DokumentationDeutschland  

Im Herbst 2013 steht Ottfried Fischer zum letzten Mal als "Pfarrer Braun" vor der Kamera. Die langen Drehtage fallen ihm sichtlich schwer, immer wieder droht die Müdigkeit ihn zu überwältigen. Wegen seiner Parkinson-Erkrankung wird die Erfolgsserie eingestellt, genau wie ein Jahr zuvor die Kabarettsendung "Ottis Schlachthof". Als die Dreharbeiten für "37°" beginnen, scheint Fischers Fernsehkarriere beendet. Parkinson, diese "feige Sau", wie er die Krankheit nennt, hat ihn ausgebremst.

Doch sie hat nicht mit Ottfried Fischer gerechnet. Der Schauspieler ohne Talent zum Selbstmitleid will sich von "Freund Parkinson" nicht diktieren lassen, was er noch kann und was nicht. Stattdessen wählt er seine eigene Strategie: Er ignoriert ihn. Ohne Fernsehen kann er leben, aber nicht ohne die Bühne und sein Publikum. Kaum hat er sich von den Dreharbeiten erholt, geht er mit einem neuen Bühnenprogramm auf Tour.

Fischer veröffentlicht seine Biografie "Das Leben ein Skandal", er hat Gastauftritte bei befreundeten Künstlern und tanzt mit seinem "Otti Dance" die Bewegungslosigkeit weg. Humor und Intelligenz sind seine Waffen gegen die Krankheit, die ihm körperlich immer mehr zusetzt.

Seit mehr als zehn Jahren weiß Fischer, dass mit seinem Körper etwas nicht stimmt, hielt die Krankheit aber lange geheim. Heute bereut er es nicht, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein: Endlich fließt nicht mehr ein Großteil seiner Energie in das Verstecken der Symptome, sondern wieder in seine Kreativität.

Kraft gibt ihm auch seine Familie im niederbayrischen Ornatsöd. Er besucht Mutter und Bruder im gemeinsamen Elternhaus und erinnert sich an seine Kindheit auf dem Bauernhof. Schon als kleiner Bub wollte er von der Stallarbeit nichts wissen, sondern parodierte lieber den Pfarrer und predigte aus dem Kuhstallfenster. Von der Robustheit seiner bäurischen Herkunft zehrt Ottfried Fischer bis heute. Täglich steigt er in den Ring gegen die tückische Nervenkrankheit, die seine Mimik verändert und ihn immer öfter nuscheln lässt. Kann Fischer den Kampf mit seiner Willenskraft gewinnen, oder wird Parkinson doch der Stärkere sein? Auf jeden Fall überrascht Fischer am Ende nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen.

"37°" porträtiert den beliebten Schauspieler im Umgang mit seiner schweren Krankheit und begleitet ihn ein Jahr lang in ein neues Leben. Es ist ein ständiges Tauziehen zwischen Wünschen und Möglichkeiten. "Jetzt noch langsamer" heißt augenzwinkernd sein neues Programm. Denn sein Leben jenseits der Überholspur wird ein anderes sein, aber nicht weniger spannend.

Bewertung

0,0   0 Stimmen