Ost-Legenden: Gojko Mitic
Im Westen nannten sie ihn den 'Winnetou des Ostens', im Osten hieß er 'Chefindianer der DEFA'. Den ersten ostdeutschen Indianerfilm 'Die Söhne der großen Bärin' sahen allein elf Millionen Zuschauer. Er entstand im Jahr 1965, als gleichzeitig viele zeitkritische Gegenwartsstoffe abgesetzt wurden. Das Kino lieferte dem Publikum einen Hauch von 'weiter Welt'. Gojko Mitic wurde in der DDR ein Superstar. Entdeckt hatten den serbischen Sportstudenten die westdeutschen Filmproduzenten Arthur Brauner und Horst Wendlandt. Sie besetzten ihn in den Karl-May-Verfilmungen. Im Abspann stand sein Name - weit hinter Pierre Brice, Lex Barker und Klaus Kinski - noch eingedeutscht: Georg Mitic. Mitic wuchs in einer Bauernfamilie in dem kleinen serbischen Ort Strojkovce auf, 250 Kilometer südlich von Belgrad. Sein Vater kämpfte bei den Partisanen gegen die Nazis. Seine Großmutter wurde die wichtigste Bezugsperson für den Jungen. Nach ihrem Wunsch sollte er Arzt werden, damit sie immer einen Doktor im Haus hätte. Doch er studierte Sport in Belgrad und verdiente sich ein wenig Geld mit Stunts im internationalen Film. Dass er später immer nur die Hauptrollen, den Häuptling, spielen würde, war damals für ihn undenkbar. Die Dokumentation von Lutz Rentner und Frank Otto Sperlich erzählt das Leben des wohl bekanntesten Gesichts der DEFA als ein Stück Zeitgeschichte: die Kindheit in Serbien, die Erfolgsjahre in der DDR, die Nachwendezeit, als Gojko Mitic - wie er heute sagt - zunächst die 'ewigen Jagdgründe' drohten und er dann in Bad Segeberg, an verschiedenen Theatern und in etlichen Filmen wieder die großen Rollen spielen durfte. Gojko Mitic, heute über siebzig, reitet immer noch, steht vor der Kamera, und er reist als ehemaliger 'Berufsindianer' der DEFA in den echten Wilden Westen, um die Hochachtung der Sioux oder der Blackfeet zu erleben, deren Leben er seinerzeit im Kino gezeigt hat.