Metropolis

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KulturmagazinF / D  

(1): 'Plan social' - 'Sozialplan' - Das Kartenspiel über den real existierenden Kapitalismus Die bretonische Spielzeugfirma Arplay hat einen Coup gelandet. Sie hat ein Kartenspiel auf den Markt gebracht, das binnen weniger Tage ausverkauft war. 'Sozialplan' - ein Spiel, das 'Raubtierinstinkte und innere Grausamkeit' weckt, bei dem einen das Lachen im Halse steckenbleibt. Worum geht es? Jeder der bis zu sechs Teilnehmer kämpft darum, als Erster seine Karten los zu werden, die einen Angestellten einer Firma darstellen. Egal ob Baustellen-Sklave, Behinderte, Schwangere, alles muss entlassen werden. Für den Rausschmiss eines Gewerkschafters gibt es Extrapunkte. Je höher die Angestellten in der Hierarchie des Betriebes stehen, um so schwieriger ist ihre Entlassung. Ist man die Karten los und damit seine Angestellten, darf die Firma umsiedeln in ein totalitäres Land, wo die Arbeitskräfte billig sind. Das Spiel spaltet die Franzosen in Befürworter und strikte Gegner, für die Gewerkschafter ist das Spiel Ausdruck der Realität, dessen, was tagtäglich nicht nur in Frankreich geschieht: Produktionsverlagerungen in großem Ausmaß ins Ausland, um preiswerter zu produzieren und noch mehr Profit einzufahren. Die Arbeitgeberseite ist empört über ihren schlechten Ruf durch dieses Spiel. Psychiater nennen es 'moralisch unakzeptabel', über das Leid anderer zu lachen, sie ahnen, das nächste Spiel könnte 'Suizid im Unternehmen' heißen. Und der Erfinder des Spiels? Der meint diabolisch, für zwölf Euro könnten sich auch Normalsterbliche darin üben, effiziente Aktionäre zu werden. Das 'Lieblingsspiel der Bosse' wird gerade in einer 10.000 Auflage herausgebracht, Belgien, die Schweiz und Kanada haben ihr Interesse an diesem Spiel angemeldet. 'Metropolis' spielt mit und schlüpft in die Rolle eines Aktionärs, der hofft, sich als Erster aller Karten zu entledigen, seinen Sozialplan zu erfüllen und seine Firma nach China auszulagern.

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