Messer im Kopf

Messer im Kopf

Ein Jahr nach Deutschlands "heißem Herbst" von 1977 verarbeitet Reinhard Hauff das Tagesgeschehen und das extrem aufgeheizte politische Klima der Zeit in einem überraschend subtilen Polit-Thriller und setzt dabei vor allem auf psychologische Spannung.

"Messer im Kopf" ist mit Angela Winkler als Politaktivistin, mit Hans Brenner als Kriminalkommissar, mit Hans Christian Blech als Vaterfigur des Berthold Hoffmann, mit dem jungen Heinz Hönig und dem noch jüngeren Udo Samel bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt.

Dass es Reinhard Hauffs preisgekröntem Film jedoch so perfekt gelingt, den gesellschaftlichen Ausnahmezustand der damaligen bundesrepublikanischen Gesellschaft widerzuspiegeln, ohne dabei selbst in Hysterie zu verfallen, liegt maßgeblich an Bruno Ganz in der Rolle des Berthold Hoffmann. Schon 1978 erweist sich Ganz nicht nur als großer Charakterdarsteller, sondern auch als Komödiant der leisen Töne, der seine Figur - mit entwaffnender Aufrichtigkeit und Selbstironie - zum emotionalen Zentrum des Films macht.

"Erst bei 'Messer im Kopf' wird einem in einer merkwürdigen Rückbesinnung klar, wozu Bruno Ganz in der Lage war", schrieb Regisseur Hans Steinbichler vor ein paar Jahren in der "FAZ". Gleichzeitig ist Steinbichlers Text aber auch eine Eloge auf sein Regie-Vorbild Reinhard Hauff: "Gegen das Brachiale setzt Hauff das Zarte, gegen die Rechthaberei den Zweifel, gegen die Vorurteile das eigene Urteil, gegen Schwarz-Weiß-Malerei das Nuancierte, gegen Todesernst verzweifelten Humor und gegen das Popstar-hafte der Terroristen und ihrer Gegner die Anonymität von Menschen, die unter ihren eigenen Ideologien leiden und ihnen kaum mehr zu entkommen vermögen."

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