Menschen hautnah: Schüchtern und verklemmt

Menschen hautnah: Schüchtern und verklemmt

Wenn Arbeitskollegen sich entspannt unterhalten, ist Hans-Joachim ratlos: Woher nur nehmen die anderen ihre Gesprächsthemen? Er ist überzeugt, dass er trotz Jurastudiums nie Erfolg hatte, weil er mit anderen Menschen einfach nicht locker reden kann. Er ist extrem schüchtern. Tag für Tag geht Michaela in ein Café, um einen Cappuccino zu trinken. Sie hofft, dass sie endlich angesprochen wird - und hat doch gleichzeitig Angst davor. Denn Michaela wüsste nicht, was sie antworten sollte. Solange ihr Mann noch lebte, fühlte Ruth sich sicher. Denn er war extrovertiert, und so fiel es nicht auf, wie still sie war. Doch nach seinem Tod verlor sie fast alle sozialen Kontakte. Für Menschen wie Hans-Joachim, Michaela und Ruth gibt es viele Bezeichnungen. Man nennt sie 'schüchtern', 'verklemmt', 'gehemmt', oder 'verschlossen'. Sie nehmen sich selbst als 'sprachlos' wahr. Eigentlich können sie gut reden, doch sie wissen nicht, wie sie mit anderen in Kontakt treten sollen. So unscheinbar das Problem daherkommt, so groß ist seine Wirkung. Stille Menschen werden verkannt. Ihre Karrieren stocken, weil ihnen soziale Kompetenzen fehlen. Man hält sie für arrogant, unnahbar oder einfach nur dumm. Deshalb werden sie zusätzlich ausgegrenzt. Sie sind einsam und leiden. Meistens beginnt das Problem schon in der Kindheit. Fast alle haben ein schlecht entwickeltes Selbstwertgefühl. Immer mehr Kommunikation verläuft heute über elektronische Medien. Sie sind für verschlossene Menschen Segen und Fluch zugleich: in der Anonymität des Netzes können sie zwar frei kommunizieren, aber mehr Gesprächskontakt zu 'echten' Menschen in ihrer Umgebung haben sie dadurch nicht. 'Menschen hautnah' begleitet Michaela, Ruth und Hans-Joachim im Alltag bei ihrem Versuch, aus ihrer Stille auszubrechen.

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